Es ist ein Atelier, wie es sonst in ganz Europa nirgends zu finden ist: das Maskenatelier Steiger im schwyzerischen Steinen. Hier werden Wachsmasken hergestellt – Schritt für Schritt und vollständig von Hand.
«Mich fasziniert einfach die Kombination der Materialien Wachs und Stoff», sagt Verena Steiger, die das Atelier vor 40 Jahren, damals noch zusammen mit ihrem Mann, übernommen hatte und seither führt.
Ausgangspunkt der Wachsmaskenproduktion sind Gipsformen. Auf diese drückt und verleimt Steiger eine Kombination von Gaze und einem Baumwollstoff. Nach rund zwölf Stunden kann die verfestigte Maske dann vom Gips gelöst, angemalt und schliesslich mit Wachs behandelt werden. «Den Masken so ein Leben zu geben, das finde ich einfach spannend!», schwärmt Verena Steiger.
Aber inzwischen geht es nicht mehr nur um die Freude an der Arbeit, sondern auch um den Erhalt eines Kulturguts. Denn obwohl die Wachsmaskenherstellung eine lange und lebendige Tradition hat, wäre sie in den vergangenen Jahren fast verloren gegangen.
«Corona war eine grosse Gefahr für uns», sagt Susan Steiger. Wegen des Virus wurde die Fasnacht ausgesetzt, im Atelier gingen kaum mehr Bestellungen ein. Steigers reagierten und gründeten den Verein «Maskerata», der sich dem Erhalt und der Weiterentwicklung ihres Handwerks verschreibt. Dank grosszügiger Spenden konnten sie das Atelier retten.
Tradition lebt weiter
Tatsächlich sind die Schwyzer Wachsmasken alles andere als museale Stücke. Sie sind nach wie vor ein nicht wegzudenkender Teil der Fasnacht in der Region. So gehören sie auch dieses Wochenende dazu, wenn die «Nüssler» in Schwyz ihr 100-Jahr-Jubiläum feiern.
Das Nüssler-Brauchtum ist ein Narrentanz, der fester Bestandteil der Strassenfasnacht in verschiedenen Schwyzer Gemeinden ist. Er geht auf einen militärischen Tanz aus Italien zurück. Getanzt wird er von den Verkleideten, den sogenannten Maschgraden. Diese stellen verschiedene Figuren dar - so etwa den Blätz, das Hudi oder das Bajazzomäitli.
Herstellung muss gut geplant sein
Zu den Figuren gehören nicht nur besondere Gewänder, sondern eben auch Wachsmasken. Dass alle Fasnächtlerinnen und Fasnächtler zu ihrer gewünschten Maske kommen, ist eine Herausforderung. Im Atelier Steiger lagern zwar über 400 Gipsformen, trotzdem müssten sie gut planen, betont Susan Steiger.
«Vom Blätz und vom Hudi haben wir je etwa sieben Formen, die wir gleichzeitig herstellen können. Aber vom Bajazzobueb haben wir nur zwei Formen. Wenn jemand zehn solcher Masken will, dann müssen wir dafür natürlich eine längere Zeit einberechnen.»
Zurzeit jedenfalls läuft das Atelier Steiger wieder auf Hochtouren. Und eine Eigenart der Wachsmasken spricht dafür, dass das Atelier auch auf längere Sicht überleben kann. Die farbigen Masken sind nämlich Verbrauchsgegenstände. Im Vergleich zu Holzmasken sind sie weit weniger langlebig – nach einer oder zwei Fasnachtstagen brauchen die Nüsslerinnen und Nüssler jeweils wieder neue Exemplare. Vom Atelier Steiger natürlich.