Es ist die grosse Frage jedes Jahr: Wie lange dauert es, bis der Kopf des Bööggs auf dem Zürcher Sechseläutenplatz explodiert? Im letzten Jahr wurde der Scheiterhaufen wegen starker Windböen nicht angezündet.
Erst zwei Monate später ging der Böögg im Gastkanton Appenzell Ausserrhoden in Flammen auf. Eine solche Explosion im Exil wird sich nun nicht wiederholen: Der Kopf des Schneemanns ist heuer nach 26 Minuten und 30 Sekunden explodiert. Hallo Sommer!
Zum Vergleich: Am längsten dauerte es 2023. Damals vergingen bis zum bitteren Ende ganze 57 Minuten. In anderen Jahren hatte es der Schneemann hingegen eilig: 1956 explodierte sein Kopf nach vier Minuten.
Munterer Umzug durch Zürcher Innenstadt
Die Verbrennung des Bööggs ist der Höhepunkt des Zürcher Sechseläutens. Doch auch der Umzug lockt jedes Jahr viel Publikum an. Am Montagnachmittag verfolgten wieder tausende Zuschauerinnen und Zuschauer das Frühlingsfest mit. Bei strahlendem Sonnenschein ritten und marschierten die Zünfter durch die Zürcher Innenstadt. In den Händen schwenkten sie bunte Blumensträusse.
Rund 120 Ehrengäste begleiteten die Zünfter, darunter gleich vier Bundesräte. Einer davon war der Zuger Bundesrat Martin Pfister (Die Mitte). Der Verteidigungsminister lief bei der Zunft zu Wiedikon mit. Weiter waren Albert Rösti (SVP), Ignazio Cassis (FDP) und Guy Parmelin (SVP) am Umzug dabei.
Ein strahlender Guy Parmelin
Wirtschaftsminister Guy Parmelin freute sich über das Sechseläuten: «Das ist eine gute Tradition und macht bei diesem schönen Wetter viel Spass», sagte der Bundesrat. Die Ehrengäste waren nicht nur am Umzug dabei. Sie verbrachten den ganzen Tag mit ihrer Zunft und mussten als Gegenleistung eine Rede halten.
Das Sechseläuten ist eine gute Tradition.
Der Inhalt der Rede bleibt zwar geheim, einen kleinen Einblick gab Guy Parmelin aber: «Ich habe gesagt, dass Zürich eine schöne und sehr teure Stadt ist. Und dass der Zürichsee kleiner ist als der Genfersee», sagte er lachend.
Strahlende Gesichter am Zürcher Sechseläuten
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Bild 1 von 3. Bundesrat Guy Parmelin hoffte, dass der Böögg möglichst rasch explodieren würde. Bildquelle: KEYSTONE / Til Buergy.
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Bild 2 von 3. Auch Aussenminister Ignazio Cassis war vor Ort. Er war Ehrengast der Zunft zum Weggen. Bildquelle: KEYSTONE / Til Buergy.
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Bild 3 von 3. Winken fürs Publikum: Bundesrat Martin Pfister tratt mit der Zunft Wiedikon auf. Bildquelle: KEYSTONE/Ennio Leanza.
Eine Rede vor seiner Zunft hielt auch Albert Rösti: «Da versucht man natürlich, den einen oder anderen lustigen Spruch einzuflechten», sagte der Bundesrat später. Ernst gemeint habe er, dass die Zünfte an ihrer Tradition festhalten müssten.
Zwei Zürcher Zünfte nehmen Frauen auf
Diese Tradition verändert sich allerdings auch. Zwei Zürcher Zünfte, die Zunft Höngg und die Zunft zur Meisen, nehmen neuerdings Frauen auf. «Diese Entwicklung ist wunderschön», sagte Rahel Zweifel am Umzug. Sie durchläuft bei der Zunft Höngg den Aufnahmeprozess. Möglich ist ein Beitritt jedoch nur für Töchter von Zünftern.
Gastkanton war dieses Jahr Zug. Der Nachbarkanton präsentierte sich mit einem Augenzwinkern. Sein Motto hiess «Kirschen, Krypto und Klischees» und sollte mit Vorurteilen aufräumen. Auch die Zuger Gäste waren in Feststimmung: Sie verteilten unter anderem Kirschschnäpse an die Zuschauerinnen und Zuschauer. «Und wir bringen ihnen gute Laune mit.»
Im nächsten Jahr wird sich Graubünden als Gastkanton präsentieren. Einen ersten Auftritt hatten die Bündner bereits 2004. Damals machten sie dem Böögg Konkurrenz: Sie verbrannten auf dem Sechseläutenplatz den Hom Strom – einen Strohmann aus Scuol. Was bringen sie nächstes Jahr mit?