Zum Inhalt springen
Video
125 Jahre Oensingen-Balsthal-Bahn
Aus Tagesschau vom 17.07.2024.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 33 Sekunden.

Seit 125 Jahren Eine Eisenbahn mit nur vier Haltestellen fährt seit 1899

Auf nur vier Kilometern fährt die OeBB zwischen Oensingen und Balsthal. In ihren 125 Jahren war ein Busersatz oft Thema.

Nur etwas über vier Kilometer lang ist das Streckennetz der OeBB, der Oensingen-Balsthal-Bahn. Die Privatbahn im Kanton Solothurn bedient vier Stationen. Acht Minuten dauert die Fahrt mit der kürzesten eigenständigen Bahn der Schweiz. Laut eigenen Angaben ist sie die «kürzeste, europäisch interoperable Eisenbahnlinie Europas».

Seit 125 Jahren verkehrt das «Bähndli» von Oensingen durch die Engstelle Klus nach Balsthal, obwohl immer wieder ein Busersatz diskutiert wird. Bahnkritische Stimmen gab es erst kürzlich rund um die Abstimmung zur Umfahrung für die Klus. Die OeBB sei mitverantwortlich für den Pendlerstau auf den Strassen wegen ihrer Bahnübergänge.

Züge im Bahnhof
Legende: Die OeBB fährt auf ihrer Strecke mit «normalen» Zügen. Sie haben die gleiche Spurweite wie jene der SBB. ZVG/OeBB, Markus Schindelholz

Eine Passagierin im Zug meint, dass es ohne die Bahn vielleicht weniger Stau geben würde. Dann wären die Barrieren nicht viermal in der Stunde geschlossen. Die Frau fährt ab und zu mit der Bahn.

«Wenn sich in der Klus vor allem morgens und abends der Verkehr staut, dann kann es Probleme geben für den Bus. Der Zug ist im Vorteil», meint hingegen ein anderer Fahrgast. Er benützt die OeBB auf dem Weg zur Arbeit.

Kurze Strecke mit genug Fahrgästen

«Vor 50 Jahren war es ein grosses Thema, ob man die Bahn einstellen soll. In der Zwischenzeit hat sich gezeigt, dass wir jährlich 600'000 Personen transportieren», erklärt OeBB-Geschäftsführer Markus Schindelholz. Unterdessen sei die Anzahl Passagiere höher als vor der Pandemie. Und auch der Güterverkehr habe in den letzten Jahren zugenommen.

Streckenplan des öffentlichen Verkehrs.
Legende: Nur vier Haltestellen bedient die OeBB. Die Fahrt von Oensingen über Klus und Thalbrücke nach Balsthal dauert acht Minuten. SRF

Die OeBB schreibt schwarze Zahlen. Und die Statistik des Bundes zeigt: Der Kostendeckungsgrad lag letztes Jahr bei über 40 Prozent. Das ist deutlich besser als bei vielen anderen Strecken.

Ab 5:30 bis 20 Uhr verkehren die Regio-Züge als S22 zwischen Oensingen und Balsthal. Danach kommen Busse zum Einsatz. Oensingen ist ein Schnellzughalt. Zudem besteht Anschluss auf das «Bipperlisi», die Regionalbahn der Aare Seeland mobil und diverse Bus- und Postautokurse.

Burg in engem Tal.
Legende: Die S22 in der Klus bei Balsthal, im Vordergrund die Burg Alt-Falkenstein. Rechts im Bild die Gebäude der ehemaligen von Roll'schen Eisenwerke. SRF

Die OeBB sind nicht nur auf ihrem Netz unterwegs. Sie bieten Extrafahrten in der ganzen Schweiz an. Neben diversen Dampfzügen mit Salonwagen besitzt das Unternehmen auch einen «Roten Pfeil», einen der legendären Triebwagen.

Die Gemeinde rettet die Bahn

Die Linie der OeBB wurde ursprünglich vor allem für die Industrie gebaut: das Eisenwerk der von Roll in der Klus und die Papierfabrik Tela in Balsthal. Die Firmen wollten für ihre schweren Güter einen Eisenbahnanschluss an die Strecke Olten-Solothurn. Am 17. Juli 1899 nahm die Bahn nach rund einem Jahr Bauzeit den Betrieb auf, mit täglich elf Verbindungen. Die Züge lösten die bisherigen Postkutschen ab.

Seit 1943 sind die Personen- und Güterzüge elektrisch unterwegs. Die stetig steigenden Kohlepreise drängten die OeBB dazu. Auch eine Umstellung auf Busbetrieb war mehrmals ein Thema, zum Beispiel in den 1970er-Jahren. In der Fabrik der von Roll wurden viele Mitarbeitende entlassen, die Bahn hatte weniger Passagiere und der Personenverkehr schrieb rote Zahlen.

OeBB statt ÖBB: Österreich bat um Namenswechsel

Box aufklappen Box zuklappen

Zu Beginn kürzte die Oensingen-Balsthal-Bahn ihren Namen mit ÖBB. Erst 1956 wurde die Abkürzung zum heutigen OeBB – dies auf Wunsch der Österreichischen Bundesbahnen.

Die Züge in Österreich verkehrten zur Gründung der Solothurner Bahnlinie als Kaiserlich-königliche österreichische Staatsbahn (kkStB). Das Unternehmen wechselte während den Weltkriegen mehrmals den Namen. 1947 wurde es zu den Österreichischen Bundesbahnen. Das Kürzel ÖBB war aber durch die kleine Schweizer Privatbahn besetzt.

Damit die Österreicher ihre gewünschte Abkürzung verwenden konnten, brauchte es ein Abkommen mit den Solothurnern. Die Oensingen-Balsthal-Bahn nannte sich ab 1956 OeBB. Auch diese Schreibweise ist eine Besonderheit. Fast keine andere Bahn hat in ihrem Kürzel einen Kleinbuchstaben.

Die Generalversammlung wollte deshalb nur noch eine Konzession für den Gütertransport beantragen. Die Bevölkerung wehrte sich aber dagegen. Daraufhin entschieden die Stimmbürger von Balsthal an der Urne, dass ihre Gemeinde Mehrheitsaktionärin wird. Noch heute gehören Balsthal die meisten Anteile.

Video
Konzessionsstreit der OeBB
Aus Antenne vom 18.08.1972.
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 54 Sekunden.

Tagesschau, 17.07.2024, 19:30 Uhr ; 

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel