Nur etwas über vier Kilometer lang ist das Streckennetz der OeBB, der Oensingen-Balsthal-Bahn. Die Privatbahn im Kanton Solothurn bedient vier Stationen. Acht Minuten dauert die Fahrt mit der kürzesten eigenständigen Bahn der Schweiz. Laut eigenen Angaben ist sie die «kürzeste, europäisch interoperable Eisenbahnlinie Europas».
Seit 125 Jahren verkehrt das «Bähndli» von Oensingen durch die Engstelle Klus nach Balsthal, obwohl immer wieder ein Busersatz diskutiert wird. Bahnkritische Stimmen gab es erst kürzlich rund um die Abstimmung zur Umfahrung für die Klus. Die OeBB sei mitverantwortlich für den Pendlerstau auf den Strassen wegen ihrer Bahnübergänge.
Eine Passagierin im Zug meint, dass es ohne die Bahn vielleicht weniger Stau geben würde. Dann wären die Barrieren nicht viermal in der Stunde geschlossen. Die Frau fährt ab und zu mit der Bahn.
«Wenn sich in der Klus vor allem morgens und abends der Verkehr staut, dann kann es Probleme geben für den Bus. Der Zug ist im Vorteil», meint hingegen ein anderer Fahrgast. Er benützt die OeBB auf dem Weg zur Arbeit.
Kurze Strecke mit genug Fahrgästen
«Vor 50 Jahren war es ein grosses Thema, ob man die Bahn einstellen soll. In der Zwischenzeit hat sich gezeigt, dass wir jährlich 600'000 Personen transportieren», erklärt OeBB-Geschäftsführer Markus Schindelholz. Unterdessen sei die Anzahl Passagiere höher als vor der Pandemie. Und auch der Güterverkehr habe in den letzten Jahren zugenommen.
Die OeBB schreibt schwarze Zahlen. Und die Statistik des Bundes zeigt: Der Kostendeckungsgrad lag letztes Jahr bei über 40 Prozent. Das ist deutlich besser als bei vielen anderen Strecken.
Ab 5:30 bis 20 Uhr verkehren die Regio-Züge als S22 zwischen Oensingen und Balsthal. Danach kommen Busse zum Einsatz. Oensingen ist ein Schnellzughalt. Zudem besteht Anschluss auf das «Bipperlisi», die Regionalbahn der Aare Seeland mobil und diverse Bus- und Postautokurse.
Die OeBB sind nicht nur auf ihrem Netz unterwegs. Sie bieten Extrafahrten in der ganzen Schweiz an. Neben diversen Dampfzügen mit Salonwagen besitzt das Unternehmen auch einen «Roten Pfeil», einen der legendären Triebwagen.
Die Gemeinde rettet die Bahn
Die Linie der OeBB wurde ursprünglich vor allem für die Industrie gebaut: das Eisenwerk der von Roll in der Klus und die Papierfabrik Tela in Balsthal. Die Firmen wollten für ihre schweren Güter einen Eisenbahnanschluss an die Strecke Olten-Solothurn. Am 17. Juli 1899 nahm die Bahn nach rund einem Jahr Bauzeit den Betrieb auf, mit täglich elf Verbindungen. Die Züge lösten die bisherigen Postkutschen ab.
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Bild 1 von 4. Den «Roten Pfeil» der OeBB kann man für Fahrten durch die ganze Schweiz mieten. Bildquelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv.
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Bild 2 von 4. Ein Triebwagen mit Baujahr 1935 für den Personentransport. Bei der OeBB kam er bis 2005 zum Einsatz. Bildquelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv.
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Bild 3 von 4. Zu Pendlerzeiten staut sich der Strassenverkehr in der Klus. Auch das Postauto steht häufig im Stau. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. Der «Hauptsitz» der Bahn in Balsthal. In der Nähe befindet sich die Papierfabrik. Sie auch heute noch eine der wichtigsten Kundinnen im Güterverkehr der OeBB. Bildquelle: SRF.
Seit 1943 sind die Personen- und Güterzüge elektrisch unterwegs. Die stetig steigenden Kohlepreise drängten die OeBB dazu. Auch eine Umstellung auf Busbetrieb war mehrmals ein Thema, zum Beispiel in den 1970er-Jahren. In der Fabrik der von Roll wurden viele Mitarbeitende entlassen, die Bahn hatte weniger Passagiere und der Personenverkehr schrieb rote Zahlen.
Die Generalversammlung wollte deshalb nur noch eine Konzession für den Gütertransport beantragen. Die Bevölkerung wehrte sich aber dagegen. Daraufhin entschieden die Stimmbürger von Balsthal an der Urne, dass ihre Gemeinde Mehrheitsaktionärin wird. Noch heute gehören Balsthal die meisten Anteile.