SRF News: Warum ist das automatisierte Bahnfahren für die SBB so wichtig?
Andreas Meyer: Das automatisierte Fahren ist ein Element, um die Abstände zwischen den Zügen zu reduzieren. Mit kürzeren Abständen bringen wir mehr Züge – das heisst mehr Sitzplätze für den Personenverkehr und mehr Tonnen für den Güterverkehr – auf die Schienen. Die ambitionierte Zielsetzung, die wir uns dafür gesetzt haben: Aus dem bestehenden Netz 30 Prozent mehr Kapazität rauszuholen.
Züge mit fachkundigem Personal an Bord ist der bessere Weg und für die Kunden angenehmer und vertrauensvoller.
Viele Leute werden sich fragen: Ist das überhaupt sicher, dieses automatisierte Zugfahren?
Das ist absolut sicher. Es basiert auf geprüften Systemen, dem ETCS, dem europäischen Zugkontrollsystem Level 2. Dieses ist auf Herz und Nieren getestet worden. Es ist unter anderem ein Grund, weshalb die Zulassungsverfahren von diesen Zügen so lange dauern. Das gilt übrigens auch für die kommenden Bombardier-Züge. Sie werden solange getestet, bis sie wirklich sicher sind.
Braucht es denn auf diesen Level-2-Strecken überhaupt noch Lokführer?
Auf jeden Fall. Die Tätigkeit der Lokführer wird zwar eher eine Überwachende. Das ist schon in den letzten Jahrzehnten so gewesen, dass die Lokführer immer besser technisch unterstützt werden in den Führerständen. Aber man braucht trotzdem in unserem höchstbelasteten Mischverkehrssystem kundiges Personal, welches das Rollmaterial kennt. Stellen Sie sich vor, es wäre anders und wir hätten eine simple Türstörung. Dann müssten sie mit der Feuerwehr fachkundiges Personal aufs Perron bringen oder müssten Reservepersonal dort bereithalten. Züge mit fachkundigem Personal an Bord ist der bessere Weg und für die Kunden angenehmer und vertrauensvoller.
Das Gespräch führte Elmar Plozza.