Die Justizvollzugsanstalt Bostadel bei Menzingen, in der idyllischen Hügellandschaft im Nordosten des Kantons Zug. Knapp 120 Häftlinge leben hier hinter Gittern und dicken Mauern, die meisten für sehr lange. Fast die Hälfte sitzt eine Strafe wegen Delikten gegen Leib und Leben ab, viele auch wegen Sittlichkeitsverbrechen. Andere sind hier in der Verwahrung.
Gefängnis ist schlecht ausgerüstet für Betagte
Anstaltsdirektor Andreas Gigon führt mit schnellem Schritt durch die Gebäude, öffnet Tür um Tür, schliesst schliesslich eine Zelle auf. Neun Quadratmeter gross, ein Bett, ein Waschbecken, ein kleines Pult mit Fernseher. «Das ist hier noch wie 1977 bei der Eröffnung des Bostadel», sagt Gigon. «Es ist dringend nötig, dass da etwas gemacht wird. Nicht bloss eine Pinselsanierung. Alles muss raus.»
Alles muss raus – nicht nur, weil die Einrichtung in die Jahre gekommen ist, sondern vor allem auch weil der Bostadel nicht ausgerüstet ist für eine bestimmte Gruppe von Insassen, die ständig wächst: betagte Häftlinge.
Verwahrte werden hinter Gittern älter und älter
2008, als Andreas Gigon im Bostadel zu arbeiten anfing, gab es hier lediglich einen Insassen, der älter als 60 Jahre war. Heute sind es elf; Tendenz steigend.
Vor allem Verwahrte haben zunehmend schlechte Chancen, im Alter entlassen zu werden, sagt Gigon: «Das Sicherheitsbedürfnis der Gesellschaft hat sich verändert. Verwahrte Häftlinge wurden früher in einem gewissen Alter entlassen und kamen in einer betreuten Wohngruppe unter. Das gibt es heute kaum mehr.»
Also bleiben sie im Bostadel. In einem Gefängnis, das vor bald 50 Jahren konzipiert wurde und nicht auf betagte Insassen ausgerichtet ist. Alleine schon wegen der vielen Treppen und der fehlenden Rollstuhlgängigkeit.
In den Zellen soll es Platz für ein Pflegebett haben
Das soll sich nun ändern. Für knapp 70 Millionen Franken soll der Bostadel, der gemeinsam von den Kantonen Zug und Basel-Stadt betrieben wird, um- und ausgebaut werden; erweitert zum Beispiel um eine neue Abteilung für 20 alte und langzeitverwahrte Insassen.
«Wir orientieren uns hier an Altersheim-Zimmern», sagt Andreas Gigon. Will heissen: Die Zellen im Neubau werden grösser, damit ein Pflegebett darin Platz findet, das von beiden Seiten her zugänglich ist. Einzelne Zellen sollen auch auf Rollstühle ausgerichtet sein. Eine vergleichbare Einrichtung existiert in der Schweiz bislang nicht.
Spitex für die Häftlings-Pflege?
Ältere Gefängnisinsassen brauchen aber nicht nur eine andere Infrastruktur, sondern auch mehr Betreuung. Für Bostadel-Direktor Gigon ist klar: «Wir werden unser Personal anders ausbilden müssen. Aber wir werden wohl auch externe Fachpersonen benötigen. Es ist vorstellbar, dass wir für gewisse Insassen auf die Spitex zurückgreifen müssen.»
Das Parlament von Basel-Stadt hat dem Umbau bereits zugestimmt. Jenes in Zug muss noch einen endgültigen Entscheid fällen, das dürfte aber Formsache sein. Die Bauarbeiten sollen 2026 starten. Läuft alles nach Plan, ziehen in rund zehn Jahren die ersten Bostadel-Insassen in die Betagten-Abteilung der Strafanstalt ein.