Der Nationalrat hat heute Nachmittag den Westschweizer Stéphane Rossini zum neuen Präsidenten gewählt. Bei 186 ausgeteilten Stimmzetteln gingen für den 51-jährigen Sozialdemokraten 170 von 175 gültigen Stimmen ein. Neun Ratsmitglieder hatten leer eingelegt, eine Stimme war ungültig.
Rossini stellte den sozialen und nationalen Zusammenhalt ins Zentrum seines Engagements, wie er nach der Wahl sagte: «In einem Land, dessen Wirtschaftsleben sich zu einem grossen Teil auf internationaler Ebene abspielt, ist die Pflege der Landessprachen massgebend und muss gefördert werden.»
Gratulation zum Davis-Cup-Sieg
Als Vizepräsidentin wird ein Jahr lang die freisinnige Bernerin Christa Markwalder walten. Sie machte bei 189 ausgeteilten Stimmzetteln 154 von 167 gültigen Stimmen.
Der vormalige Präsident Ruedi Lustenberger liess es sich gleich zum Auftakt der Wintersession nicht nehmen, dem siegreichen Schweizer Davis-Cup-Team zu gratulieren: «Wir haben uns gefreut», würdigte er die hart und beharrlich erkämpfte Leistung.
Der Luzerner CVP-Politiker zog abschliessend eine positive Bilanz über sein Amtsjahr, selbst wenn die «Reibungsflächen mit den Kantonen» auch schon kleiner gewesen seien.
Auf den ersten Bundesrat wartet der Jura noch
Nach dem Nationalrat wählte auch der Ständerat seinen neuen Präsidenten: den Jurassier Claude Hêche (SP). Hêche durfte sich ebenfalls über ein sehr gutes Resultat freuen. Er erhielt 44 von 46 abgegebenen Stimmen.
Er sei stolz darauf, sagte Hêche, als erster Jurassier Ständeratspräsident zu sein. «Vor mir hatten schon andere Jurassier diese Funktion inne», hielt er fest – doch war der Jura damals noch Teil des Kantons Bern. «Die nächste Etappe wäre die Wahl eines Jurassiers zum Bundesrat», sagte Hêche und sorgte damit für einige Lacher.
Die Wahl des ersten Jurassiers, nahm Hêche das Thema wieder auf, sei für ihn «ein Zeichen der Verbundenheit der Schweiz mit dem letztgeborenen aller Kantone und mit seiner Bevölkerung.» Ein Land, das seine inneren Grenzen so in Frage stelle, sei ein Land, auf das man stolz sein könne.
«Fidschi und Vanuatu sind noch frei»
Nicht um Stolz, sondern um Trauer ging es in der Rede von Hannes Germann (SH), der sich zum letzten Mal als Ständeratspräsident an seine Ratskollegen richtete. Germann würdigte den verstorbenen Ständerat This Jenny, «der uns immer wieder beeindruckt hat durch seine Zielstrebigkeit, seinen Witz und seine Menschlichkeit.» Nie habe er eine Auseinandersetzung gescheut, ohne jedoch verletzend zu sein.
Doch in Germanns Rede gab es auch Platz für fröhlichere Worte. So erinnerte er sich daran, wie der damalige Vizepräsident Hêche ihm geraten habe, sich bei seinen Auslandreisen auf exotische Destinationen zu konzentrieren. Fidschi oder Vanuatu wären noch zu vergeben, habe Hêche ihm damals gesagt – alle anderen seien kürzlich schon bereist worden. Der kleine Seitenhieb gegen den vormaligen Präsidenten Filippo Lombardi – der vor allem mit seinen vielen Reisen von sich reden gemacht hatte – sorgte im Ständerat für Erheiterung.