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Bild 1 von 9. Zum ersten Mal auf einen Stuhl im Nationalratssaal sitzen: Die neu gewählten Parlamentarier treffen ein. Bildquelle: SRF / Jvo Cukas.
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Bild 2 von 9. Finde den Fisch: Beim Betreten des Saals machte Claudio Zanetti (SVP) zwei seiner Kollegen auf eine Besonderheit des Gemäldes aufmerksam. Auf dem Bild ist ein Fisch versteckt. Der Maler erlaubte sich einen Scherz: Das Parlamentsgebäude wurde am 1. April 1902 eröffnet. Im Französischen nennt man einen Aprilscherz «poisson d’avril» (Aprilfisch). Bildquelle: SRF / Jvo Cukas.
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Bild 3 von 9. Kam zu spät: Ex-Diplomat und Auslandschweizer Tim Guldimann (SP, in der Bildmitte) hatte bei seiner Reise von Berlin nach Bern auf die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn gesetzt. Ein Fehler. Bildquelle: SRF / Jvo Cukas.
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Bild 4 von 9. Er musste wegen der vielen Unterlagen, die einem Parlamentarier zugesandt werden, extra einen Rollkoffer kaufen, sie war dafür mit zwei Taschen unterwegs: Mauro Tuena (SVP) zusammen mit Min Li Marti (SP). Bildquelle: SRF / Jvo Cukas.
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Bild 5 von 9. Bei verschiedenen Ständen in der Wandelhalle konnten die Neulinge Informationen einholen. Bildquelle: SRF / Jvo Cukas.
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Bild 6 von 9. Verhielt sich plötzlich «seriöser» als sie im Bundeshaus ankam: Sibel Arslan (Alternative/BS), erste Kurdin im Schweizer Parlament, will nun unbedingt in Kommissionen mitarbeiten – und dort auch Menschen mit Migrationshintergrund vertreten. Bildquelle: SRF / Jvo Cukas.
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Bild 7 von 9. Muss sich nun noch besser organisieren: Magdalena Martullo-Blocher findet, es fehlt an Unternehmern im Miliz-Parlament. Sie ist sich aber bewusst, dass viel Arbeit auf sie zukommt. «Ich muss mich auf das Wesentliche konzentrieren», sagt sie. Bildquelle: SRF / Jvo Cukas.
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Bild 8 von 9. Für das Foto hat sie den Fotografen vor ein Zimmer gezogen, das mit «Bundesrat» beschriftet ist. Ihr Zukunftsplan? «Sicher nicht», erklärt Martullo-Blocher. Bildquelle: SRF / Jvo Cukas.
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Bild 9 von 9. Die erste Abstimmung: Zum Schluss der Veranstaltung durften die frisch gebackenen Parlamentarier zum ersten Mal jene Knöpfe drücken, die sie in der kommenden Legislatur noch hunderte Male betätigen werden. Die Frage: «Haben Sie das E-Formular für die Parlamentsdienste bereits ausgefüllt?» Resultat: 38 Ja, 1 Nein, 1 Enthaltung. Bildquelle: SRF / Jvo Cukas.
«Wisst ihr schon, wo wir sitzen?», fragt der Zürcher SVP-Nationalrat Mauro Tuena seine Parteikollegen Claudio Zanetti und Bruno Walliser als sie zu dritt die mächtigen Treppen im Bundeshaus erklimmen. Hinter sich her ziehen sie Rollköfferchen in Richtung Nationalratssaal. «Ich musste mir gestern extra einen kaufen», sagt Tuena, «wir haben so viele Unterlagen bekommen.» Bis am 30. Oktober hat er nun Zeit die Dokumente durchzuackern. Dann fängt die Arbeit als Parlamentarier offiziell an.
Fast schon ehrfürchtig betreten die drei den grossen Saal. «Habt ihr den Fisch auf dem Felsen gesehen?», fragt Zanetti und deutet auf das monumentale Gemälde des Urnersees, welches den Saal ziert. «Ein Aprilscherz des Malers», belehrt er seine Kollegen, bevor sie sich einen Platz in den Sitzreihen suchen. Die sind bald gut gefüllt. Mehr als 40 frischgebackene Parlamentarier haben sich zum Einführungstag eingefunden. Alle haben es aber nicht geschafft: Prominentester Abwesender ist «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel.
«Vertraue nie der Deutschen Bahn»
Deutlich verspätet trifft der ehemalige Diplomat Tim Guldimann (SP) im Saal ein. Sein Zug aus Berlin hatte Verspätung. «Vertraue nie der Deutschen Bahn», mahnt der Auslandschweizer mit einem Grinsen. Längst hat die Begrüssung durch Nationalratspräsident Stéphane Rossini (SP) begonnen. «Wir sind ein Milizparlament, trotzdem werden Sie 30 bis 50 Stunden pro Woche für die Eidgenossenschaft arbeiten», bereitet er die Neulinge auf ihre Aufgabe vor.
Und er schiebt gleich die ersten Verhaltensregeln für die Ratssäle nach: Telefonieren ist verboten, Gespräche nur im Flüsterton erlaubt, Diskussionen von mehr als drei Personen müssen ausserhalb des Saals stattfinden. «Lesen Sie mindestens einmal das Ratsreglement durch», empfiehlt er. Viele Zuhörer grinsen. Aber alle – von rechts bis links – hören aufmerksam zu.
Wo geht's zur Cafeteria
In der Wandelhalle vor dem Nationalratssaal sind schon seit dem frühen Morgen zahlreiche Stände aufgestellt, die den frischgebackenen Volksvertretern Informationen zu jedem Aspekt ihrer neuen Aufgabe bieten. Wie funktioniert die IT? Wer hilft mir, wenn ich Drohbriefe erhalte? Wie steht es um die Altersvorsorge? Und nicht zuletzt: Wo ist die Cafeteria?
Viele der neuen Ratsmitglieder waren zwar vorher schon in Kantonalparlamenten aktiv. Doch selbst dann ändert sich nun Einiges: Statt in Schweizerdeutsch wird nun Französisch und Hochdeutsch parliert. Schon vor dem ersten Arbeitstag hagelte es Einladung über Einladung verschiedenster Interessengruppen, bei denen man erst noch herausfinden muss, wo sich ein Erscheinen lohnt. Und man wird mit Dokumenten eingedeckt, bei denen man mit Lesen kaum nachkommt.
«Automatisch seriöser»
Die Frischgebackenen schauen ihrer neuen Herausforderung mit einer Mischung aus Freude und Nervosität entgegen. «Es ist ein sehr spezielles Gefühl, in diesem Saal zu sitzen», meint die Baslerin Sibel Arslan (Grüne), die als erste Kurdin ins Schweizer Parlament zieht. «Man verhält sich automatisch seriöser», sagt sie mit einem scheuen Lächeln, als ob sie nicht sicher ist, ob sie etwas Falsches gesagt hat.
Ein paar Meter von Arslan entfernt, hört man das kernige Lachen der gut gelaunten Magdalena Martullo-Blocher (SVP). «Ich hätte nie gedacht, dass es einmal nötig sein wird, dass ich in die Politik gehe», sagt sie. Aber Unternehmer, die die Arbeit im Parlament nicht als Vollzeitstelle begreifen, gebe es schlicht zu wenig. Angst vor der neuen Aufgabe habe sie nicht, aber sie werde sich noch besser organisieren müssen. «Die Mitarbeit in vielen Kommissionen wird nicht möglich sein, aber wir sind eine grosse Fraktion und ich kann dort Impulse geben.»
Als es darum geht, ein Foto von ihr zu machen, zieht Martullo-Blocher den Fotografen vor ein Zimmer, über dessen Tür in goldenen Lettern «Bundesrat» steht. Ein Hinweis auf ihre Aspirationen? «Nein, wo denken Sie hin? Sicher nicht!», sagt Martullo-Blocher. Und lacht dabei ihr kerniges Lachen.