Video: Beitrag «Belästigung auf der Strasse» (Harcèlement de rue) der Sendung «Mise au point» des Westschweizer Fernsehens RTS vom 15.01.2017
- Auf den Strassen Lausannes gehört sexuelle Belästigung zum Alltag.
- In einer Studie der ETH Lausanne sagten fast drei von vier Frauen, sie seien kürzlich belästigt worden.
- Anzeigen gab es bisher nur wenige.
- Nun will die Polizei handeln: Mit mehr Patrouillen und Sensibilisierung im Ausgang.
Eine Journalistin des Westschweizer Fernsehens hat die Probe aufs Exempel gemacht. Sie war nachts zu Fuss unterwegs, was mit einer versteckten Kamera dokumentiert wurde. Sie wird angesprochen und belästigt oder Unbekannte drängen sie, auf ein Glas mitzukommen.
«Ganz klar ein Problem»
«Belästigungen sind ganz klar ein Problem», stellt der Polizeivorsteher von Lausanne, Pierre-Antoine Hildbrand, klar. Dabei geht es nicht um ein einmaliges Nachpfeifen. Nach dem ersten Pfiff folgen oft schlüpfrige Komplimente. Und die Avancen kippen sehr schnell in Beschimpfungen, wenn sie abgelehnt werden.
Es seien alltägliche Spiessrutengänge, sagt Hildbrand. Das Ausmass des Problems habe Politik und Polizei in Lausanne überrascht. Die ETH-Studie sei verlässlich, und die Polizei nehme das Problem sehr ernst.
Viele Frauen haben resigniert
Ernüchternd sei allerdings, dass die Opfer bisher kaum Anzeige erstatteten, sagt der Polizeivorsteher. Viele Frauen hätten wohl einfach resigniert.
Denn auch wenn Belästigungen, Einschüchterungen, unerwünschte Berührungen oft strafbar wären, sei es doch sehr schwierig, die Täter zu erwischen und sie zu überführen. Bisher wurden in Lausanne nur sehr wenige Fälle von Belästigung angezeigt. Das soll sich aber ändern.
Frauen besser schützen
Die Polizei will das Thema zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit für 2017 machen und die Frauen besser unterstützen und schützen. Mit Kampagnen zur Sensibilisierung in Nachtclubs oder mit Patrouillen auf der Strasse.