Sonne, Schnee, Jubel, Niederlagen. Der erste Renntag der Ski-WM in St. Moritz neigt sich dem Ende zu. Ein Tag, der das Engadin ins Licht der Weltöffentlichkeit rückte. Die Grossveranstaltung bringt der Region Aufmerksamkeit, den Hotels und Geschäften vor Ort zusätzliche Einnahmen. Doch die WM soll der Region auch längerfristig etwas bringen. Das versprachen die Organisatoren.
Jürg Stettler, Tourismusprofessor an der Hochschule Luzern hat das Nachhaltigkeitskonzept für die Ski-WM ausgearbeitet. Er sagt, Nachhaltigkeit sei nicht nur Umweltschutz: «Das Hauptziel war und ist: Mit den Weltmeisterschaften soll ein langfristiges Vermächtnis hinterlassen werden, das über die reine Durchführung hinausgeht.»
Licht ...
22 Projekte waren geplant. Laut Konzept im Bereich Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein Grossteil davon konnte umgesetzt werden oder sei auf gutem Weg, bilanziert Stettler: «Im Tourismus geht es darum, neue Märkte wie China zu erschliessen. Im Bereich der Infrastruktur sollen Bauten langfristig genutzt werden können, etwa die Gebäude im Zielbereich.»
Ein anderes Beispiel sei ein Tunnel für Skifahrer, der ausgebaut wurde: «Das war ein gravierender Eingriff in die Landschaft», sagt Stettler. Die Pistenerweiterung sei aber sehr sorgfältig realisiert worden: «Sie war geradezu vorbildlich, wenn es um so sensible Eingriffe in die Natur geht.»
... und Schatten
Doch nicht alle Projekte wurden so vorbildlich umgesetzt. Probleme gab es vor allem bei Ideen, die nicht zwingend notwendig waren für die Durchführung der WM, bemängelt der Tourismusexperte.
Gescheitert sei ein Teil der vorgesehenen Projekte, weil Zeit und Geld knapp war. Das Nachhaltigkeitskonzept sei zu spät ausgearbeitet worden. Statt bereits während der Kandidatur erst, als St. Moritz den Zuschlag für die Ski-WM erhalten hatte.
Dann war das Budget aber gemacht und Geldgeber wie das Bundesamt für Sport hatten ihre Beträge bereits festgelegt, sagt Stettler: «Es ist logischerweise schwierig im Nachgang mit Projektideen zu kommen, die zusätzlich finanziert werden müssen. Die Geldgeber sagen dann zu Recht, dass sie ihren Beitrag bereits geleistet haben.»
(Zu) hoch gesteckte Ziele
So scheiterte zum Beispiel die Idee, eine energieneutrale Weltmeisterschaft durchzuführen. Ursprünglich hätten die Organisatoren Unternehmen finden wollen, welche den Energieverbrauch der Ski-WM kompensieren. Doch als vieles aufgegleist war, fehlten Zeit und Sponsoren. So auch bei diversen anderen Projekten.
Wahrscheinlich hätten sie das Ziel zu hoch gesteckt, gesteht Stettler. 22 Projekte seien halt viel. Auch Monika Bandi, Leiterin der Forschungsstelle Tourismus an der Universität Bern sagt: «Die Projektliste sieht sehr ambitiös aus.»
Das Fazit: Weniger wäre mehr gewesen. Es wurden zwar viele kleinere Projekte umgesetzt, doch grosse Leuchtturmprojekte, von denen die Region noch jahrelang profitieren könnte, fehlen.