SRF News: Wie soll eine Simulation helfen, Skepsis gegenüber der Windenergie abzubauen?
Ulrike Wissen: Wir denken, dass sie ein grosses Potential hat, um diese Landschaftsveränderungen für jedermann erlebbar zu machen. So kann sich jeder eine Meinung bilden und mitreden in diesen Prozessen.
Der Widerstand bei Windenergieprojekten ist oft gross. Letztes Jahr wurde in der Schweiz keine einzige Anlage gebaut. Warum ist es so schwierig, solche Projekte zu realisieren?
Man hat herausgefunden, dass die Akzeptanz von Windenergie recht gross ist. Wenn es dann aber darum geht, auf der lokalen Ebene die Windparks tatsächl
ich umzusetzen, dann regt sich zum Teil Widerstand. Die Bevölkerung ist zum Teil kritisch, weil sie nicht weiss, wie eine Anlage das Landschaftsbild verändert und wie sie die Geräusche empfindet. Die Planungsinstrumente, die man im Moment hat, beziehen diese auch mit ein, aber die Information ist nicht unbedingt für jedermann verständlich.
Wieso ist Ihre Simulation realistischer?
Aus der Praxis kam die Anfrage, ob man eine Visualisierung von Windparks entwickeln könne, durch die man interaktiv hindurchgehen kann, samt den Geräuschen, die dazugehören. Wir am Lehrstuhl für Planung von Landschaft und urbanen Systemen sind gut darin, solche Landschaftsvisualisierungen zu erstellen. An der Eidg. Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) gibt es die Abteilung für Akustik und Lärmminderung, die Geräusche von Windturbinen und Verkehrslärm simulieren kann. Wir haben diese Simulationen verknüpft und das Resultat ist die Visasim-Anwendung.
Haben Sie diese Anwendung auch schon für bestehende Projekte gebraucht?
Nein, so weit sind wir noch nicht. Wir haben Visasim getestet, ob sie für unsere Zwecke taugt. Die Ergebnisse sind sehr gut. Wir wären interessiert daran, Visasim in der Praxis anzuwenden, um zu sehen, wie es konkret die Meinungsbildung fördert.
Sind Sie zuversichtlich, dass mit dieser realitätsnahen Darstellung von Windanlagen solche Projekte eher eine Chance haben?
Ich bin der Meinung, dass Visasim helfen kann, damit man sich besser in diese geplanten Veränderungen hineindenken kann. So kann man Ängste besser abbauen als mit herkömmlichen Methoden wie zum Beispiel Lärmkarten. Wie genau die Anwendung wirkt, das müssen wir weitererforschen.
Das Gespräch führte Marc Allemann.