Arha Medhanie kam vor vier Jahren alleine in die Schweiz. Er floh aus Eritrea, weil er nicht in den Armeedienst gezwungen werden wollte. Nach verschiedenen Stationen in der Schweiz lebt er nun in einer Kollektivunterkunft der Heilsarmee in Mühleberg. Arha Medhanie schläft in einem Zimmer mit sieben weiteren Bewohnern, insgesamt hat die Unterkunft 100 Plätze. Fünfmal pro Woche muss er mit seiner Unterschrift beweisen, dass er bei der Heilsarmee in Mühleberg lebt, damit er das Nothilfegeld erhält.
In seiner Unterkunft bekommt er auch die kantonale Nothilfe für abgewiesene Asylbewerber ausgezahlt, für jeden Tag 8 Franken, also 56 Franken pro Woche. Davon muss Arha Medhanie alles zahlen, also Essen, Fahrkarte, Kleidung, Hygieneartikel und das Handy. «Damit kann man nichts kriegen, ich bleibe einfach am Träumen oder Hoffen», sagt Medhanie zu «10vor10».
Er hatte im August 2018 mit einer Vorlehre als Koch begonnen. In Spiez besuchte er die Berufsschule. Doch nach dem negativen Asylentscheid im April 2019 musste er seine Vorlehre abbrechen. Seitdem bezieht er nur noch die Nothilfe und darf nicht mehr arbeiten.
Es ist sehr mühsam für mich
Wenn es das Budget zulässt, fährt Medhanie in die Stadt und mischt sich unter die Leute. Dies tut er nicht zuletzt, um seine Deutschkenntnisse aufzubessern. Zudem besucht er einen Deutschkurs, den freiwillige Helfer ausserhalb der Kollektivunterkunft anbieten.
«Ich will nicht immer zu Hause sitzen. Ich will mit meinen Kontakten etwas machen. Und wenn ich das nicht darf, macht es keinen Sinn mehr. Es ist sehr mühsam für mich», erklärt Medhanie weiter. Der Traum nach einem selbstbestimmten Leben hat ihn bis in die Schweiz geführt.
Sein Ziel hat Medhanie in diesen vier Jahren Schweiz allerdings nicht erreicht: Eine reguläre Lehre als Koch mit Abschluss. «Ich gebe viel, aber ich darf nicht», resümiert er. Wie es für ihn weitergeht, weiss der 23-Jährige nicht.