Wenn Schweizerinnen und Schweizer im nahen Ausland zum Einkaufen über die Grenze fahren, könnten sie ihnen auffallen: die überdachten Parkplätze der grossen Supermärkte. Sie sind nämlich oft mit Solarmodulen ausgestattet. Was in der Schweiz seit Jahren diskutiert wird, ist etwa in Frankreich schon Realität. Gebaut werden diese Parkplatz-Solarkraftwerke von der Schweizer Firma Axpo. Zum Beispiel im grossen Stil im Disneyland.
Die 11'200 Parkplätze des Freizeitparks Disneyland in Paris haben seit April 2024 Solarmodule auf dem Dach. Das Kraftwerk ist 20 Hektaren gross und produziert rund 36 Gigawattstunden Solarstrom. Die Solar-Parkplatzüberdachung ist die derzeit grösste solche Anlage in Europa. Sie deckt rund 17 Prozent des Strombedarfs des Freizeitparks.
Verantwortlich für den Bau im Disneyland ist die Firma Urbasolar, eine Tochterfirma der Schweizer Firma Axpo. «Wir sind in Frankreich führend in der Realisierung von Carports, also in Parkplatzüberdachungen mit PV-Modulen», sagt Antoine Millioud, Leiter von Urbasolar. Die Axpo-Tochterfirma baut in Frankreich Kraftwerke auf Parkplätzen, die den Strom von rund 20'000 Menschen decken könnten.
Warum entstehen solche Anlagen nicht auch in der Schweiz? Aus verschiedenen Gründen, sagt Antoine Millioud. Frankreich habe in erster Linie eine Solarpflicht auf Parkplätzen. «Neue Parkplätze über 1000 Quadratmeter Fläche müssen mit Photovoltaik-Carports überdacht werden.» Zudem gibt es in Frankreich ein Tarifsystem, das die Wirtschaftlichkeit garantiert. Eine Solaranlage auf dem Parkplatz muss also nicht mit Strom aus französischen Atomkraftwerken konkurrieren.
Schweiz zu wenig attraktiv
Die Schweiz sei für Solar-Carports nicht besonders attraktiv, sagt Antoine Millioud von der Axpo weiter. National- und Ständerat haben 2023 über eine Solarpflicht für Parkplätze diskutiert. Einig waren sie sich im Herbst 2023 noch nicht. Auto-Abstellflächen im Freien wollte der Nationalrat im Gegensatz zum Ständerat mit Solarmodulen bedeckt haben, allerdings erst ab einer bestimmten Grösse.
Trotzdem gibt es auch in der Schweiz Bemühungen, auf hiesigen Parkplätzen Solarstrom zu produzieren. So plant zum Beispiel die Solothurner Gemeinde Zuchwil beim Sportzentrum eine Anlage, wenn auch viel kleiner: mit Strom für rund 300 Haushalte. «Das lohnt sich. Unter dem Strich gibt es für die Gemeinde einen finanziellen Mehrwert, je nach Strom- und Netznutzungspreisen natürlich», sagt Gemeindepräsident Patrick Marti.
Ob Dächer von Schweizer Grossparkplätzen bald auch in glänzendem Blau und Schwarz, mit Solarmodulen ausgestattet, daher kommen, wird sich zeigen. Momentan würden die Rahmenbedingungen dafür fehlen, ist jedenfalls der Schweizer Stromkonzern Axpo überzeugt.