Frühmorgens, kurz nach 6 Uhr am Grenzübergang bei Allschwil (BL). Eine Blechschlange bewegt sich langsam von der französischen Seite her in Richtung Schweizer Grenze. Grenzwächter Christian Freiermuth und zwei Kollegen kontrollieren jedes ankommende Auto. Sie verlangen Ausweis und Grenzgängerbestätigung.
Kaum länger als zehn Sekunden müssen die Fahrzeuge anhalten, es ist fast eher ein Vorbeirollen. Zu Beginn habe die Kontrolle nicht so gut funktioniert. Doch inzwischen laufe es wie am Schnürchen, sagt Freiermuth.
Während die systematischen Kontrollen am Grenzübergang von den Kollegen weitergeführt wird, gehen Grenzwächter Freiermuth und sein Kollege Raphael Nebel auf Patrouillenfahrt.
Kleinere Grenzübergänge abgeriegelt
In einem unauffälligen silbergrauen VW-Transporter fahren sie zu einem unscheinbaren Grenzübergang. Dieser wurde mit schweren Betonpflöcken abgeriegelt. Trotzdem nähert sich von der anderen Seite ein BMW mit französischem Nummernschild.
Der Fahrer steigt aus und erklärt den Beamten, er müsse an einem andern Ort arbeiten als normalerweise, deshalb habe ihn das Navi über einen momentan geschlossenen Grenzübergang geleitet. Jetzt muss er umkehren und einen geöffneten Grenzübergang benutzen.
Soldaten bewachen die Nebenstrassen
Nicht alle Grenzübergänge können mit aufwendigen Betonelementen gesperrt werden. Genau dort kommt die Armee zum Einsatz. So bewachen etwa die beiden WK-Soldaten Betschart und Bürgin eine kleine Nebenstrasse.
Es ist kurz vor 7 Uhr. Bislang habe bloss ein Velofahrer versucht, die Grenze zu überqueren, sagt Wachtmeister Bürgin. «Wir haben ihn zum geöffneten Grenzübergang geschickt.» Trotz des wenigen Verkehrs müsse man immer wachsam bleiben, dann gehe auch die Zeit schnell vorbei. «Mal geschieht sechs Stunden lang nichts – und plötzlich passiert etwas.»
Komme hinzu, dass allein die Präsenz des Militärs an der Grenze eine Wirkung habe. Einbrüche in dieser Region gebe es seither kaum mehr, sagt Bürgin stolz. Wirklich heikle Szenen haben die beiden Soldaten noch keine erlebt.
Kein Spaziergänger kommt hier durch
Ähnlich tönt es am nächsten Kontrollposten der Armee. Es ist nach 8 Uhr. Linus Brauchli und Yannick Gunziger sind seit zwei Uhr in der Früh auf den Beinen. Auch sie bewachen die Grenze auf einem einfachen Feldweg.
Spaziergänger mit und ohne Hunde kommen hier vorbei. Grotesk erscheint ihnen diese Überwachung nicht. Im Gegenteil, sagt Soldat Gunziger. «Gerade die Spaziergänger mit Hunden würden an den Absperrungen vorbeilaufen, wenn wir nicht hier wären.»
Grenzwächter Freiermuth ist des Lobes voll über die Militärunterstützung. «Sie sind zuverlässig, sehr engagiert und wachsam.» Brauchli und Gunziger sind fast sechs respektive sieben Wochen am Stück im Dienst. Ohne Urlaub, ohne Ausgang. «Die Lage verlangt das – wir machen das beste draus», sagt Brauchli.
Wann bloss herrscht wieder Normalität?
Es ist nach 9 Uhr – die Grenzpatrouille ist zurück am Grenzübergang Allschwil. Ein Velofahrer, der ebenfalls kontrolliert wird, schimpft: «Jeden Tag dasselbe – dabei kennen mich die Leute doch inzwischen.» Der im Elsass wohnende Basler, der in Basel arbeitet, findet die Grenzkontrollen wegen der Corona-Pandemie zwar gut. Doch sei jetzt ja das Schlimmste vorbei, da könnte man die Praxis doch etwas lockern.
Doch noch ist unklar, wann das Grenzregime wieder gelockert wird. Sicher aber ist, dass die Grenzwächter Nebel und Freiermuth nicht unfroh sind, wenn die systematischen Personenkontrollen bald ein Ende haben.