Er war selbst bereits im Weltall – viermal – als bisher einziger Schweizer. Nun blickt Claude Nicollier von der Erde aus ins All. Nicollier ist bei der Einweihung des laut Besitzerstiftung grössten Teleskops der Schweiz dabei. Es steht im neuen Space Eye Observatorium für Weltall und Umwelt in Niedermuhlern knapp 20 Kilometer von Bern entfernt.
«Der Ort ist ideal, um in Ruhe zu reflektieren, wie wir unsere Verantwortung zum Erhalt unseres wunderschönen Planeten und bisher einzigen Lebensraumes Erde wahrnehmen wollen», lässt sich Nicollier zitieren.
Mit dem neuen Observatorium der Sternwarte Uecht können keine hochaufgelösten Bilder des Weltalls gemacht werden wie mit den Weltraumteleskopen Hubble oder James-Webb. Darum gehe es aber gar nicht, so Nicollier. Es gehe darum, der Bevölkerung die Mysterien des Himmels zu vermitteln und die Notwendigkeit, diesen Planeten zu schützen.
Einerseits arbeiten Forschende der Universität Bern im Observatorium, andererseits sollen Besuchende, Schulklassen oder Vereine Einblicke in die Forschung über das Weltall erhalten und die Veränderungen unseres Planeten erfahren.
Weltraum auch für Kinder
Um ins Weltall eintauchen zu können, muss man in den Untergrund – ins Untergeschoss des Observatoriums, das vom Schweizer Architekten Mario Botta entworfen wurde.
Sterne, Planeten. Galaxien. Im Planetarium zum Beispiel wird der Sternenhimmel gezeigt – Live-Bilder aus Teleskopen auf der ganzen Welt können zugeschaltet werden. Auf dem grossen Bildschirm kann man auch das sehen, was man mit dem Herzstück des neuen Observatoriums sehen kann: Bilder, die durch das neue Teleskop auf der Aussichtsterrasse gesehen werden.
Viel Werbung, viel Prominenz: Wozu?
Neben Projektbotschafter Nicollier und Architekt Botta engagieren sich auch weitere bekannte Persönlichkeiten für das Observatorium.
Mit dabei sind Thomas Zurbuchen, ehemaliger wissenschaftlicher Direktor der NASA zum Beispiel, oder alt Bundesrat Adolf Ogi. Sein «Freude herrscht, Monsieur Nicollier» wurde 1992 in einem öffentlichen Weltraumgespräch mit dem Astronauten bekannt.
Sowieso rührt das Observatorium mit der grossen Kelle an. Wieso? «Wir versuchen alles, dass es möglichst viele Leute reizt, hierher zu kommen», sagt der Vizepräsident der Stiftung Sternwarte Uecht, Thomas Schildknecht. Es brauche Publikum weit über die Region hinaus, um das Projekt zum Fliegen zu bringen.
Space Eye soll auch Social Media erobern
Pro Jahr sollen bis zu 30'000 Personen empfangen werden. Deshalb soll das Projekt auch auf den sozialen Medien bekannt werden: «Wir werden in den digitalen Medien versuchen, dies zu multiplizieren.»
Aus dem Observatorium wurde deshalb ein Museum für Weltraum, ein Museum für Umwelt, ein Ort der Forschung, ein Ort für Forschende und Besuchende. Zu viele Dinge, die vereint werden? «Verzetteln wir uns? Machen wir zu viel?», diese Fragen würden sie sich stellen, räumt Schildknecht ein. «Wir arbeiten dauernd daran, dass wir fokussiert bleiben.» Was sie hier machen würden, sei halt ein Prototyp.
Das neue Space Eye hat 19 Millionen Franken gekostet – zu Beginn ging man noch von zwei Millionen für einen kleineren Neubau aus. Im Verlauf der Jahre wurden die Dimensionen jedoch immer grösser und das Projekt teurer. Die Stiftung rechnet damit, dass die neue Sternwarte Uecht pro Jahr eine halbe Million Franken Umsatz machen wird.