Er war selbst bereits im Weltall – viermal – als bisher einziger Schweizer. Nun blickt Claude Nicollier von der Erde aus ins All. Nicollier ist bei der Einweihung des laut Besitzerstiftung grössten Teleskops der Schweiz dabei. Es steht im neuen Space Eye Observatorium für Weltall und Umwelt in Niedermuhlern knapp 20 Kilometer von Bern entfernt.
«Der Ort ist ideal, um in Ruhe zu reflektieren, wie wir unsere Verantwortung zum Erhalt unseres wunderschönen Planeten und bisher einzigen Lebensraumes Erde wahrnehmen wollen», lässt sich Nicollier zitieren.
Mit dem neuen Observatorium der Sternwarte Uecht können keine hochaufgelösten Bilder des Weltalls gemacht werden wie mit den Weltraumteleskopen Hubble oder James-Webb. Darum gehe es aber gar nicht, so Nicollier. Es gehe darum, der Bevölkerung die Mysterien des Himmels zu vermitteln und die Notwendigkeit, diesen Planeten zu schützen.
Einerseits arbeiten Forschende der Universität Bern im Observatorium, andererseits sollen Besuchende, Schulklassen oder Vereine Einblicke in die Forschung über das Weltall erhalten und die Veränderungen unseres Planeten erfahren.
Weltraum auch für Kinder
Um ins Weltall eintauchen zu können, muss man in den Untergrund – ins Untergeschoss des Observatoriums, das vom Schweizer Architekten Mario Botta entworfen wurde.
Sterne, Planeten, Galaxien – der Weltraum fasziniert
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Bild 1 von 5. Das Observatorium zeigt etwa einen Prototyp der Antriebskapsel für die Versorgung der ISS. Bildquelle: zvg/Space Eye Daniel Sutter.
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Bild 2 von 5. Besuchende sollen so auch mehr über die Raumfahrt erfahren. Bildquelle: zvg/Space Eye Daniel Sutter.
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Bild 3 von 5. Thematisiert wird auch das Leben im All, der Einsatz von Satelliten oder die Problematik rund um den Weltraumschrott. Bildquelle: zvg/Space Eye Daniel Sutter.
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Bild 4 von 5. Im Planetarium kann man in den Sternenhimmel blicken – oder Filme rund um das Thema Weltall anschauen. Bildquelle: zvg/Space Eye Daniel Sutter.
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Bild 5 von 5. Wieso blickt der Mensch seit Jahrtausenden in den Himmel? Wieso fasziniert das Weltall? Bildquelle: zvg/Space Eye Daniel Sutter.
Sterne, Planeten. Galaxien. Im Planetarium zum Beispiel wird der Sternenhimmel gezeigt – Live-Bilder aus Teleskopen auf der ganzen Welt können zugeschaltet werden. Auf dem grossen Bildschirm kann man auch das sehen, was man mit dem Herzstück des neuen Observatoriums sehen kann: Bilder, die durch das neue Teleskop auf der Aussichtsterrasse gesehen werden.
Viel Werbung, viel Prominenz: Wozu?
Neben Projektbotschafter Nicollier und Architekt Botta engagieren sich auch weitere bekannte Persönlichkeiten für das Observatorium.
Prominente Unterstützung für das Space Eye
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Bild 1 von 3. Scott Kelly, NASA Astronaut und ehemaliger ISS Commander. Hier 2016 bei der Landung auf der Erde, nachdem er fast ein Jahr im Weltall war. Bildquelle: Krill Kudryavtsev/Pool Photo via AP.
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Bild 2 von 3. Der ehemalige NASA-Chef Thomas Zurbuchen spricht 2022 zu US-Präsident Joe Biden über die ersten Bilder des James-Webb-Teleskops – den hochauflösendsten Bildern des infraroten Universums, die jemals aufgenommen wurden. Bildquelle: AP Photo/Evan Vucci.
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Bild 3 von 3. Die Weltraumforscherin Kathrin Altwegg ist Projektleiterin der Weltraumsonde Rosetta, die den Komet Chury aus den Anfängen des Sonnensystems erkundet. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Schneider.
Mit dabei sind Thomas Zurbuchen, ehemaliger wissenschaftlicher Direktor der NASA zum Beispiel, oder alt Bundesrat Adolf Ogi. Sein «Freude herrscht, Monsieur Nicollier» wurde 1992 in einem öffentlichen Weltraumgespräch mit dem Astronauten bekannt.
Sowieso rührt das Observatorium mit der grossen Kelle an. Wieso? «Wir versuchen alles, dass es möglichst viele Leute reizt, hierher zu kommen», sagt der Vizepräsident der Stiftung Sternwarte Uecht, Thomas Schildknecht. Es brauche Publikum weit über die Region hinaus, um das Projekt zum Fliegen zu bringen.
Space Eye soll auch Social Media erobern
Pro Jahr sollen bis zu 30'000 Personen empfangen werden. Deshalb soll das Projekt auch auf den sozialen Medien bekannt werden: «Wir werden in den digitalen Medien versuchen, dies zu multiplizieren.»
Aus dem Observatorium wurde deshalb ein Museum für Weltraum, ein Museum für Umwelt, ein Ort der Forschung, ein Ort für Forschende und Besuchende. Zu viele Dinge, die vereint werden? «Verzetteln wir uns? Machen wir zu viel?», diese Fragen würden sie sich stellen, räumt Schildknecht ein. «Wir arbeiten dauernd daran, dass wir fokussiert bleiben.» Was sie hier machen würden, sei halt ein Prototyp.
Von 2 zu 19 Millionen Franken
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Bild 1 von 4. Den Anfang machte Willy Schaerer. Der Berner Fabrikant und Ingenieur errichtete 1951 auf der Uecht eine private astronomische Beobachtungsstation (vorne). Daraus entstand eine Stiftung, die einen Neubau errichten wollte. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
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Bild 2 von 4. Die Planung zum Neubau begann vor 10 Jahren – vor vier Jahren dann begannen die Bauarbeiten für die neue Sternwarte Uecht. Bildquelle: KEYSTONE/Anthony Anex.
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Bild 3 von 4. Die Pläne dazu gemacht hat der Tessiner Architekt Mario Botta (links). Er amüsiert sich mit Projektbotschafter und Astronaut Claude Nicollier. Bildquelle: KEYSTONE/Anthony Anex.
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Bild 4 von 4. Die Sternwarte wird durch den Längenberg vom Ballungszentrum Bern geschützt – deshalb sei der Blick ins All hier gut. Bildquelle: KEYSTONE/Anthony Anex.
Das neue Space Eye hat 19 Millionen Franken gekostet – zu Beginn ging man noch von zwei Millionen für einen kleineren Neubau aus. Im Verlauf der Jahre wurden die Dimensionen jedoch immer grösser und das Projekt teurer. Die Stiftung rechnet damit, dass die neue Sternwarte Uecht pro Jahr eine halbe Million Franken Umsatz machen wird.