Mindestens 75'000 Personen sind in der Schweiz vom exzessiven Geldspiel betroffen, wie viele davon online Spielen weiss man nicht. Doch laut Experten ist das Suchtrisiko im Internet rund siebenmal grösser.
Für Tobias L. waren Sportwetten zuerst nur ein Hobby. Doch dann wurde aus dem Hobby eine Sucht. Immer wieder musste der 34-Jährige aus der Finanzbranche die Spiel-Beträge erhöhen, um denselben Kick zu erreichen – bis er kein Geld mehr hatte. Das Wetten sei für ihn zum Lebensmittelpunkt geworden, sagt er.
«Man merkt wirklich, wie alles andere in den Hintergrund rückt.» Man sei ausserdem natürlich müde vom Spielen in der Nacht, sagt Tobias L. «Auch die Angehörigen merken, dass man mit dem Kopf irgendwo anders ist.»
«Online-Spiele sind erhebliches Risiko»
Für Franz Eidenbenz, Leiter des Spielsucht-Zentrums Radix, ist klar, dass das Spiel im Internet besondere Tücken hat. Die dauernde Verfügbarkeit von Wetten und der unauffällige Konsum über das Smartphone stellten ein erhebliches Risiko dar. «Der Grossteil unserer Kunden spielt online», sagt Eidenbenz.
Die Schweizer Casinos müssen Schutzmassnahmen auch im Internet umsetzen. Der Casino-Verband ist zuversichtlich. «Die Spieler werden genau identifiziert und müssen eine Kopie ihres Ausweises einsenden. Sie müssen sich selber finanzielle Limiten setzen. Ihre Einsätze und Verluste werden überwacht», so der Verband, der das Gesetz unterstützt. Wer zu viel spiele, werde gesperrt.
Suchtexperten sind für neues Gesetz
Suchtexperten sprechen sich insgesamt für das Gesetz aus. Der Fachverband sieht aber auch kritische Punkte: So sei etwa die Selbstbeschränkung bei Suchtgefährdeten grundsätzlich schwierig. Es sei ausserdem keine Expertenkommission vorgesehen und es gebe auch keine zusätzlichen Mittel zur Prävention der neu zugelassenen Online-Casino-Spiele. Sperren würden zudem oft umgangen.
«Man sucht und findet immer einen Weg, um spielen zu können», sagt auch Tobias L. Er glaube nicht, dass ihn Präventionsmassnahmen oder andere Hindernisse vom Spielen abgehalten hätten. Tobias L. geht heute in Einzel- und Gruppentherapien. Dort könne er ohne Scham sprechen. Das bringe ihm am meisten.