Ploggen – das ist eine Kombination aus Joggen und Plocka, dem schwedischen Wort für «sammeln, aufheben». Wer das Wort auf sozialen Netzwerken wie Instagram oder Facebook eingibt, erhält hunderte von Bildern von Plogging-Events in der ganzen Welt: USA, Frankreich, Brasilien, Kanada, Indien, sogar Algerien.
Hanu Fehr hat in der Schweiz schon zum zweiten Mal einen Plogging-Anlass organisiert. Er arbeitet für den Frauenfelder Stadtlauf, und als er zum ersten Mal von der neuen Sportart hörte, war ihm klar: Das ist es! «Abfall sammeln, joggen, sich bücken, Knie beugen, Abfallsack tragen, das ist Intervalltraining – gesund und erst noch gut für die Natur!»
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Bild 1 von 10. Ploggen kommt von Joggen und dem schwedischen Wort Plocka - sammeln, aufheben ... Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 10. ... und Abfall hat es in Schweizer Städten leider reichlich. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 10. Organisator Hanu Fehr erklärt den Frauenfelder Ploggern, wie es geht und verteilt Leuchtwesten, Plastikhandschuhe und Abfallsäcke. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 10. Ohne Gummi drum wäre Abfall sammeln ziemlich «grusig». Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 10. Los gehts! Eine Stunde lang wird joggend Abfall enigesammelt. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 10. Der Müll ist überall. Im Park, auf dem Spielplatz, unter der Brücke ... Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 10. An einem lauschigen Platz am Fluss finden die Plogger Reste eines Picknicks. Einen ganzen Sack voll, inklusive ungegessener Melone mitsamt Messer. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 10. Erstaunlich anstrengend: joggen, bücken, einsammeln, weiterjoggen. Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 10. Nach einer Stunde ist ein ganzer Berg Abfall zusammengekommen - vom Velo bis zum Skateboard. Bildquelle: SRF.
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Bild 10 von 10. Gemeinsam Gutes tun, organisiert über soziale Medien. Das hat Zukunft. Bildquelle: SRF.
«Mich stört der Abfall»
Plogger organisieren sich selbst. Via Social Media. Und gekommen sind trotz grauem Himmel gegen 30 Frauenfelderinnen und Frauenfelder. «Ich störe mich stetig am Abfall – in der Stadt, im Wald, überall. Vom Ploggen habe ich via Facebook erfahren und fands eine super Sache», erklärt eine Teilnehmerin.
Mit Handschuhen, Leuchtwesten und Abfallsäcken bewaffnet schwärmen wir in kleinen Gruppen aus und werden sofort fündig: Ballone, Trinkhalme, Schokoladenpapier, Getränkedosen, ein Parkbillett, ein Japanmesser, Handschuhe, Aluverpackung, Styropor, Kugelschreiber, Pet-Flaschen, Knopfbatterien, Glacestängel, Papp-Becher… und immer wieder: Zigarettenstummel.
An einem lauschigen Picknickplatz am Fluss liess jemand die Reste eines Picknicks einfach stehen: Leere Bierflaschen, eine ungegessene Melone mitsamt Messer. «Gruusig», «Söiniggel», kommentieren zwei Mütter und ihre Kinder, als sie den Müll wegräumen.
Passanten nicken uns verwundert aber anerkennend zu. Eine ältere Frau findet die Idee vom Ploggen zwar gut, aber irgendwie auch bedenklich: «Eigentlich schlimm, dass man sowas überhaupt machen muss. Und dass jene den Abfall wegräumen, die ihn gar nicht verursacht haben.»
Ein Velo, ein Skateboard und ein Schirm
Je länger wir joggen, desto langsamer werden wir. Joggen, bücken, einsammeln, weiterjoggen – nicht ohne. Nach einer Stunde treffen sich alle am Ausgangspunkt, mitsamt der gefüllten Abfallsäcke. Es ist einiges zusammengekommen: Unter anderem ein ganzes Velo, ein Skateboard und ein Schirm.
Das Fazit: Sehr positiv. Ein Teilnehmer sagt zum SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Erst hatte ich etwas Mühe, weil man manchmal komisch angeschaut wird. Aber schon nach 100 Metern hat mir eine Frau zugerufen ‹super macht ihr das!›. Das hat mich total aufgestellt – ich finds super.» Für andere ist das Ploggen auch ein Signal: «Leute, die uns unterwegs sehen, werden vielleicht so zum Nachdenken angeregt, und lassen ihren Abfall beim nächsten Mal nicht mehr einfach liegen!»
Sei es Abfall wegräumen, Spenden sammeln oder Lebensmittel retten: Sich über soziale Medien organisieren und Gutes tun, und nicht warten bis andere handeln sondern das Heft selbst in die Hand nehmen: Solche Aktionen wird es in der Zukunft wohl noch viel mehr geben.