Das Tessin schlägt Alarm. Während des Lockdowns waren viele Menschen in der Natur unterwegs – und haben dort ihren Müll hinterlassen. Der Abfall stapelt sich höher als vor Corona. So, dass es nun politische Vorstösse gibt.
Auch viele User der SRF-News-App machen in den Kommentaren ihrem Unmut Luft und schieben die Unart, Müll in der Natur zu entsorgen, auf die Erziehung, nicht auf Corona.
Wenn Leute ihren Abfall nicht richtig entsorgen, finde ich das eine Schweinerei. Und ich bin ganz klar dafür, dass das bestraft wird.
So schreibt Henriette Rub: «Ab einem unbestimmten Geburtsjahr hat man die Kids nur noch über ihre Rechte, nicht jedoch über Pflichten orientiert. So ist es mehr und mehr Mode geworden, auch Abfälle dort zu entsorgen, wo man gerade war.» Dabei habe man vergessen, dass man Abfälle einpacken und mit nach Hause nehmen könne.
Schämt euch!
Beat Stocker fordert ein einheitliches Litteringgesetz. In Zeiten von Corona müsse insbesondere die unsachgemässe Entsorgung von gefährlichem Müll wie Schutzmasken hart gebüsst werden. «Es kann doch nicht sein, dass diese Gegenstände bei der Arbeit in geschlossenen Behältern entsorgt werden müssen, von Otto Normalverbraucher aber in der Landschaft verstreut werden.»
Bussen wirken besser, als dauernd auf Selbstverantwortung und das Gute im Menschen zu hoffen.
«Schämt euch!» schreibt Franziska Beetschen. Thomas Leu schlägt ein Pfand auf Flaschen und Dosen und ein Bussgeld von 5000 Franken vor. «Dass ein Pfand funktioniert, zeigt Deutschland. Und viele Länder, sogar die USA, drohen mit hohen Bussen. Das wirkt viel besser als dauernd auf Selbstverantwortung und das Gute im Menschen zu hoffen und dabei zuzusehen, wie die Natur verdreckt wird.»
Mehr Littering. Wo denn? Hier in Zürich, Waid, Hönggerberg, Katzensee ist nichts.
Dass Littering ein schweres Vergehen ist, sind sich die User einig. Allerdings wird das Problem nicht von allen gleich wahrgenommen. Markus Hunziker etwa schreibt: «Ich bin viel in der Natur unterwegs, kann dieses Problem bei uns allerdings nicht so erkennen wie im Beitrag beschrieben.» Und auch Ernst U. Haensler sieht kaum Abfälle in der Natur: «Mehr Littering. Wo denn? Hier in Zürich, Waid, Hönggerberg, Katzensee ist nichts.»
Nicht mehr, aber woanders
Das könnte daran liegen, dass die Zürcher Räumungsequipen besonders fleissig sind. Denn gerade in der Stadt Zürich ist Littering während des Lockdowns zwar nicht mehr geworden – hat sich aber verlagert an neue Hotspots, so etwa rund ums Waidspital.
Auch der Sechseläutenplatz sei stark betroffen gewesen, nachdem Utoquai und Blatterwiese geschlossen blieben, sagt Daniel Eberhard, Mediensprecher von Entsorgung und Recycling Zürich. Das Fazit aus Zürich: Zunächst gab es weniger Littering, mit der Lockerung steigerte sich die Abfallmenge auf das Niveau von vor dem Lockdown.
Lockdown bringt Normalisierung
Auch in Basel ging die Menge mit dem Lockdown zurück. So wurde die Entsorgungsmannschaft halbiert, um das Ansteckungsrisiko zu vermeiden, wie Stefan Pozner, stellvertretender Leiter des Tiefbauamts BS erklärt. Wie in Zürich stiegen die Abfallmengen mit der Lockerung wieder und bewegen sich im normalen Rahmen.
In Bern habe es nicht mehr Müll gegeben, dieser sei jedoch auf grösseren Flächen verteilt worden, sagt Rolf Müller, Leiter Strassenreinigung und Winterdienst. Dies, weil aufgrund der Abstandsregel, grössere Flächen genutzt wurden. Ähnliches gilt für St. Gallen, wo sich die Abfallberge von der Innenstadt in die Naherholungsgebiete verlagert haben.
Zusammen aufräumen statt demonstrieren.
Einen konstruktiven Vorschlag, das Problem in den Griff zu bekommen, hat SRF-User Rolf Wysshaar: «Das würde der Natur wirklich etwas bringen: anstatt Demos gemeinsames Aufräumen.»