Es hätte ein Sportzentrum mit überregionaler, gar nationaler Bedeutung werden sollen. Eine grosse Sportanlage im St. Galler Gründenmoos, direkt neben dem Fussballstadion, für Breiten- und Spitzensport im Reiten, Handball, Unihockey und Tennis. Immer wieder wurde das Projekt als «zweites Magglingen» bezeichnet.
Doch jetzt ist das 150-Millionen-Projekt vom Tisch. In einer gemeinsamen Mitteilung von Stadt und Kanton St. Gallen heisst es: Dem Projekt fehle es an einem fundierten Businessplan für die kommenden Jahrzehnte. Vor allem das angedachte Konzept zu Finanzierung und Betrieb seien nicht tragfähig.
Was ist passiert? Die Sportfeld Gründenmoos AG pachtete 2020 den Boden, welcher der Stadt gehört. Die Vision: ein Sportzentrum in der Ostschweiz mit mehreren Leistungssportarten und nationaler Ausstrahlung. Dieses Jahr wäre der Zwischennutzungsvertrag ausgelaufen.
Das Aufsehen war gross. Teil davon waren auch eine grosse Sporthalle mit Platz für 4000 Zuschauerinnen und Zuschauer sowie neuen Anlagen für den Reitsport. Der CSIO findet jedes Jahr ebenfalls im Gründenmoos statt. Die projektierten Kosten stiegen immer wieder an. Zuerst waren 60 Millionen Franken veranschlagt, dann 100 Millionen, zuletzt 150 Millionen. Auch, weil das Bauvolumen mit Dauer des Projekts stieg.
Hat man sich übernommen?
Stadt und Kanton stellten vor allem beim Betriebskonzept Anforderungen. Im September 2024 hiess es, das Konzept müsse noch überarbeitet werden. Bis Ende Jahr gebe es Neuigkeiten. Als SRF im Januar nachhakte, verwiesen die Beteiligten darauf, dass die Abklärungen noch mehr Zeit benötigten.
Und jetzt, Mitte März, treten die zuständige Regierungsrätin Bettina Surber und der zuständige Stadtrat Mathias Gabathuler vor die Medien und beenden das Projekt. Man habe sich alles in allem wohl übernommen, heisst es während der Medienkonferenz. Die Bedenken, ob der Betrieb kostendeckend funktioniert oder nicht, waren zu gross.
Es wäre sehr schwierig geworden, diese Situation noch zu retten.
Für die Vereine sei das Aus des Grossprojekts im Gründenmoos bedauerlich, sagt Marco Ellenberger, Mediensprecher des St. Galler Handballvereins TSV St. Otmar. «Das wirft uns in der Gesamtplanung um Jahre zurück.» Die Hallensituation in der Stadt sei prekär. «Es geht einerseits um Trainingskapazitäten für alle Sportarten, andererseits auch um die Durchführung von Veranstaltungen.»
Es sei schliesslich aber die richtige Entscheidung, das Projekt in dieser Form zu beerdigen, so Ellenberger. «Es wäre sehr schwierig geworden, diese Situation noch zu retten.» Zudem stellen die Vereine auch eine Erwartung an die Stadt: «Wir erhoffen uns, dass die Stadt jetzt eine Führungsrolle einnimmt und die Sportanlagenplanung mit Hochdruck vorantreibt.»
Sportfeld will sich noch nicht äussern
Der zuständige Stadtrat Mathias Gabathuler sagt dazu: «Jede Sportart hat eine andere Ausgangslage. Da müssen wir zuerst evaluieren. Wir sind in Kontakt mit den Vereinen und werden demnächst eine Runde einberufen, wo wir schauen, wie es mit den einzelnen Vereinen weitergehen könnte.» Gerade ein Pferdesportzentrum von nationaler Bedeutung könnten sich Stadt und Kanton weiterhin vorstellen. Dafür sei es nach wie vor ein optimaler Standort, wegen der direkten Nachbarschaft zum CSIO.
Die Sportfeld Gründenmoos AG wollte sich nicht zum Rückzug von Stadt und Kanton äussern. Man wolle im April informieren, wie es weitergehe.