- Aussenminister Didier Burkhalter verwahrt sich in einem Interview vor Vorwürfen: Das heisse Eisen sei nicht von den Gesprächen ausgeklammert worden.
- Die Schweiz schlug konkret vor, dass der Uno-Menschenrechtskommissar China besucht.
- Der Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten stand allem voran im Zeichen der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern.
- Die Menschenrechtslage in China sei dagegen kaum thematisiert worden, monieren Kritiker.
Aussenminister Didier Burkhalter weist den Vorwurf zurück, die Schweiz habe vor Chinas Staatspräsident «gekuscht». Menschenrechte seien bei dessen Besuch angesprochen worden, sagte er. Konkret schlug die Schweiz vor, dass der Uno-Menschenrechtskommissar China besucht.
Die Chinesen wissen, dass es eine konstruktive Haltung der Schweiz gibt.
Präsident Xi Jinping habe darauf «positiv reagiert», sagt Burkhalter in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» und dem «Bund». Über Einzelfälle werde mit dem Präsidenten nicht gesprochen, doch dessen Entourage sei bei den Gesprächen dabei. «Sie hat gesehen, wie er reagiert hat.»
Lob und Tadel
Die Schweizer Seite versuchte es demnach mit einer Mischung aus Lob und Tadel: «Wir haben ihm gesagt, es stimme, dass auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet grosse Fortschritte gemacht worden seien», erklärt Burkhalter.
Doch es sei auch zum Ausdruck gebracht worden, «dass die Schweiz überzeugt sei, dass Fortschritte auch im Bereich der Meinungsäusserungsfreiheit und der persönlichen Freiheiten gemacht werden können.»
Der Neuenburger FDP-Bundesrat konstatierte zudem, dass mittlerweile wieder über das Thema Menschenrechte im direkten Gespräch diskutiert werden könne.
Die Folgen des Eklats von 1999, als der damalige Präsident Jiang Zemin verärgert auf Tibet-Proteste in Bern reagiert hat, seien «jetzt bereinigt». «Die Chinesen wissen, dass es eine konstruktive Haltung der Schweiz gibt.»
Eklat ausgebügelt
Zur Rede Xi Jinpings in Davos, in der dieser vor einem Handelskrieg gegen China warnte, sagte Burkhalter: «Im Moment wird viel über den künftigen US-Präsidenten Donald Trump gesprochen, und der chinesische Präsident kann sich als Gegenpol positionieren.» Damit wolle Xi mehr Einfluss in der Führung globaler Institutionen gewinnen.
Amnesty beklagt Menschenrechtssituation in China
Aus Burkhalters Sicht kann das für die Schweiz interessant sein: «Auch wir wollen, dass in den verschiedenen Führungsgremien der Welt alle etwas zu sagen haben. Auch wir wollen integrieren, und nicht Konflikte schüren.» Da gebe es Gemeinsamkeiten mit China. Eine grosse Differenz seien aber die Menschenrechte, sagte er.
Die Nichtregierungsorganisation Amnesty International berichtet von einer Verschärfung der Menschenrechtssituation in China seit dem Amtsantritt von Präsident Xi Jinping 2013. Kritisiert werden etwa vage definierte Straftatbestände, Prangermethoden und ein reger Gebrauch einer Art Haft ohne Gerichtsverfahren.