Wann wird das erste Spiel angepfiffen? Diese Frage rückt ins Zentrum, nachdem fast 60 Prozent der Zürcherinnen und Zürcher einem Fussball-Stadion auf dem Hardturm-Areal ihren Segen gegeben haben. Die Spieler könnten bereits 2023 oder 2024 auf dem Rasen stehen, rechnete ein glücklicher FCZ-Präsident Ancillo Canepa nach dem Abstimmungssieg vor.
Juristische Kämpfe statt Fussballspiele
Theoretisch. Praktisch könnte es nämlich deutlich länger dauern bis zum ersten Spiel. Denn es drohen Rekurse gegen den Gestaltungsplan. Anwohner, Verbände und Betroffene aus dem benachbarten Quartier können den Gestaltungsplan auf juristischem Weg bekämpfen – und den Stadionbau so verzögern. Sie könnten beispielsweise die Höhe der zwei Wohntürme anfechten, die zum Stadionprojekt «Ensemble» dazugehören.
Zu den Kritikern des Projektes gehört etwa das «Komitee gegen den Höhenwahn» aus dem benachbarten Quartier Höngg. Es bekämpft nicht das Stadion selbst, wie Gründungsmitglied Peter Aisslinger hervorhebt. «Das Komitee hat sich seit 2017 gegen die enormen Wolkenkratzer gewendet, die im Limmat-Raum entstehen sollen». Diese würden eine Verschandelung des Erholungsraumes darstellen.
Das Komitee bedauert den Abstimmungsentscheid. Ob es gegen den Gestaltungsplan vorgeht? Aisslinger gibt sich zurückhaltend. Doch er lässt durchblicken, dass der Widerstand noch nicht gebrochen ist: «Das Komitee wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zusammensetzen und beraten, was die nächsten Schritte sein sollen und in welche Richtung diese gehen», so Aisslinger.
Scheitert es am Lärm?
Auch die «IG Freiräume Zürich-West» steht mit dem Stadion-Projekt auf Kriegsfuss. Der Verein ist für die vierte Stadion-Abstimmung verantwortlich. Die Kritik: Mit dem Stadion würden wertvolle Grünflächen geopfert. Nach der Abstimmungs-Niederlage sagt die Sprecherin Lisa Kromer gegenüber SRF zwar, weitere Schritte seien noch nicht geplant, doch sie verweist auf neue Lärmschutzregeln.
Offenbar hat das Projekt bereits jetzt schon ein Lärmproblem.
Laut einem Gutachten könnten diese dazu führen, dass es in über hundert der neuen Wohnungen zu laut wäre. «Offenbar hat das Projekt bereits jetzt schon ein Lärmproblem», so Kromer. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jetzt einfach so durchläuft».
Rechtsstreit durch alle Instanzen
Kritiker können mit ihren Einsprachen durch alle Instanzen bis vor Bundesgericht gelangen. Und: Sollten die Bauherren und die Stadt den Rechtsstreit gewinnen, drohen später weitere Einsprachen gegen die Baubewilligungen. Jahrelange Verzögerungen wären das Resultat.
Ich gehe davon aus, dass es weiterhin Einsprachen geben wird.
FDP-Stadtrat Filippo Leutenegger spricht, ganz der Fussballer, von einer «Verlängerung». Er gehe von Einsprachen aus. «Aber ich glaube auch, dass man bei den Gegnern daran appellieren muss, dass ein demokratischer Entscheid irgendwann in den Grundzügen respektiert werden sollte.» Am Sonntag hatte das Volk nämlich bereits zum zweiten Mal über das gleiche Projekt abgestimmt. Und erneut Ja gesagt. Ganz deutlich.
Neues Fussballstadion Hardturm
Stadt Zürich: Privater Gestaltungsplan «Areal Hardturm – Stadion»
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JA
82'083 Stimmen
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NEIN
56'744 Stimmen
Veloschnellrouten
Stadt Zürich: Volksinitiative «Sichere Velorouten für Zürich»
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JA
101'336 Stimmen
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NEIN
42'381 Stimmen