- Mehr als jede fünfte auszubildende Person erlebt in der Schweiz eine Auflösung des Lehrvertrags. Vier Fünftel dieser Lehrabbrecher steigen wieder ein.
- Am häufigsten werden Lehren im Coiffeurgewerbe abgebrochen, am seltensten in der Forstwirtschaft. Das zeigt eine neue Statistik zu Lehrabbrüchen.
Unter den rund 53'600 Lernenden, die im Sommer 2016 eine duale berufliche Grundbildung – umgangssprachlich eine «Lehre» – begonnen haben, wurden knapp 14'000 vorzeitige Lehrvertragsauflösungen (LVA) verzeichnet.
Bezogen auf die Gesamtzahl der Verträge beträgt die Auflösungsquote 26 Prozent. Die Anzahl betroffener Jugendlicher lag etwas tiefer bei 21 Prozent, wie die am Donnerstag vom Bundesamt für Statistik (BFS) präsentierte Auswertung zeigt.
Am meisten Abbrüche im Gesundheits- und Sozialwesen
Zwischen Sommer 2016 und Ende 2020 schlossen rund vier Fünftel der Lernenden ihre Ausbildung ohne Auflösung des Lehrvertrags ab. 17 Prozent erlebten laut Statistik eine Lehrvertragsauflösung und 4 Prozent sogar mehrere. Junge Frauen blieben leicht häufiger «bei der Stange» oder stiegen öfter wieder in ein neues Lehrverhältnis ein. Etwa ein Fünftel der Lehrabbrecher startete keinen neuen Versuch.
Bei den Lehrabbrüchen zeigen sich in der Statistik erhebliche Unterschiede zwischen den Ausbildungsfeldern. Während die Lehrvertragsauflösungsquote im Durchschnitt bei 21 Prozent liegt, übersteigt sie in den Feldern Friseurgewerbe und Schönheitspflege, Elektrizität und Energie, Sport sowie Gastgewerbe und Catering 30 Prozent. Demgegenüber weisen die Ausbildungsfelder Forstwirtschaft, Wirtschaft und Verwaltung, Chemie und Verfahrenstechnik sowie Tiermedizin Lehrvertragsauflösungsquoten unter 15 Prozent auf.
Am höchsten war die Wiedereinstiegsquote in Pflanzenbau und Viehzucht, in diesen Branchen schlossen fast 90 Prozent einen weiteren Lehrvertrag ab. Am geringsten war die Quote im Gesundheits- und Sozialwesen, wo nur 67 Prozent der Lernenden nach einer LVA noch einmal eine Lehre begannen.
Einfluss von Migration und Wohnregion
Der Migrationsstatus spielte sowohl bei Lehrvertragsauflösungen wie auch beim Wiedereinstieg eine Rolle: Schweizer Lernende wiesen eine Auflösungsquote von 20 Prozent auf, in der Schweiz geborene Ausländer 25 Prozent und im Ausland Geborene 29 Prozent. Einen zweiten Versuch wagten 83 Prozent der Schweizer, 78 Prozent der in der Schweiz geborenen ausländischen Lernenden und 68 Prozent der im Ausland geborenen Eingewanderten.
Auch die Wohnregion hatte einen Einfluss auf den Verlauf der Lehre: In der Genfersee-Region und im Tessin wurden 30 und mehr Prozent «Aussteiger» verzeichnet. Ostschweizer Auszubildende hatten mit nur 16 Prozent aufgelösten Lehrverträgen am meisten «Sitzfleisch».