Seit dem frühen Donnerstagmorgen rollt der Verkehr durch die neue dritte Tunnelröhre im Gubrist. Die Hoffnungen in den neuen Tunnel sind gross: Er soll das grösste Nadelöhr im Schweizer Strassennetz entlasten. Der Zürcher Nordring ist chronisch verstopft. Kein Wunder drängte der Bund auf einen möglichst schnellen Bau der dritten Röhre.
Eigentlich wollte das Bundesamt für Strassen (Astra) den neuen Tunnel bereits 2013 eröffnen. Doch die Planung verzögerte sich massiv. Um ganze zehn Jahre. Mitverantwortlich war die kleine Gemeinde Weiningen auf der Gubrist-Westseite. Das 5000-Seelendorf wehrte sich durch alle Gerichtsinstanzen gegen den Verkehrslärm und die Abgase – mit Erfolg.
Ich wurde einmal auf einer Titelseite als Staumacher bezeichnet.
Gesicht des Widerstands war Hanspeter Haug. Der 73-Jährige war bis 2018 Gemeindepräsident von Weiningen und führte den Kampf gegen die Pläne des Bundes an. «Ich wurde einmal auf einer Titelseite als Staumacher bezeichnet», erinnert er sich.
Dass seine Gemeinde mitverantwortlich war, dass sich der Bau der dritten Gubrist-Röhre so viele Jahre verzögerte, habe er zu spüren bekommen. Er habe böse Mails unter der Gürtellinie erhalten, sagt Hanspeter Haug. «Ich hatte einige schlaflose Nächte. Aber es war die einzige Chance, Verbesserungen zu erreichen.»
Konkret forderte die Gemeinde Weiningen vom Bund einen 270 Meter langen Deckel am Ende des neuen Tunnels, um die Anwohnerinnen und Anwohner vor Emissionen zu schützen. Doch die Verhandlungen mit dem Astra waren zäh.
So endete der Fall vor dem Bundesgericht. Dieses gab der Gemeinde teilweise recht. Der Bund musste deshalb beim Westportal einen 100 Meter langen Deckel bauen. Für Weiningen sei dies ein guter Kompromiss, wie der ehemalige Gemeindepräsident heute sagt. «Wir haben nicht das Maximum, aber das Optimum erreicht.»
Verzögerung hatte auch positive Folgen
Heute gibt sich Hanspeter Haug versöhnlich. Und so auch der ehemalige Projektleiter des Bundes, Alexander Meier. Dennoch spürt man, dass ihn die Verzögerung noch heute ärgert. «Es war natürlich verkehrstechnisch ein grosser Nachteil. Ich habe es bedauert, dass es so weit kommen musste», sagt Meier.
Nach den Unstimmigkeiten habe man sich wieder gefunden. «Heute können alle leben damit», findet der ehemalige Projektleiter. Und heute könne er den Verzögerungen auch etwas Positives abgewinnen: «Wir konnten das Projekt an einigen Stellen noch verbessern – zum Beispiel Wildübergänge einplanen.»