Über 70'000 italienische Grenzgängerinnen und Grenzgänger arbeiten im Kanton Tessin, Tendenz steigend. Die meisten von ihnen fahren mit dem Auto in die Schweiz. Das trägt täglich zu einem Verkehrskollaps in Grenznähe bei.
Die Tessiner Regierung will diesem Treiben nun nicht mehr länger zuschauen. Ein grenzüberschreitendes Projekt gemeinsam mit Italien soll helfen, die Blechlawinen in den Griff bekommen.
Schreiben an alle grossen Firmen
Der Tessiner Umweltdirektor Claudio Zali hat sich nun deshalb in einem Schreiben an alle Südtessiner Firmen mit über 50 Mitarbeitenden gewandt. Darin fragt er, ob diese sich dafür einsetzen wollen, dass ihre Angestellten weniger Stau generieren.
Rund 30 Firmen sind interessiert, mit uns dieses Projekt voranzutreiben.
Der Vorschlag des Lega-Politikers stösst bei den Unternehmen auf offene Ohren. «Rund 30 Firmen sind interessiert, mit uns dieses Projekt voranzutreiben», hält er fest.
Künftig sollen die italienischen Grenzgängerinnen und -gänger, die bei diesen Firmen angestellt sind, nicht mehr alleine für sich anreisen. Stattdessen sollen sie sich Autos teilen, also Mitfahrgemeinschaften bilden.
Neue Umsteigeplätze benötigt
Diese Idee bringt allerdings auch Komplikationen mit sich. Viele der Mitarbeitenden reisen aus Orten mit schlechter ÖV-Anbindung an. Damit das sogenannte «Carpooling» funktioniert, müssen erst neue Park- und Umsteigeplätze geschaffen werden.
Diese sollen entlang der Autobahn entstehen. So soll ein Mitarbeiter aus Dorf A sein Auto parkieren können, um bei einem Kollegen aus Dorf B zuzusteigen. Bislang sind 17 solcher Umsteigeplätze vorgesehen. Diese würden rund 400 Autos Platz bieten.
Früher sagten die Italiener: Das ist nur euer Problem.
Der Tessiner Staatsrat zeigt sich erfreut, dass im grenznahen Italien in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden habe: «Früher sagten die Italiener, das ist nur euer Problem.» Inzwischen hätten auch sie die Verkehrsproblematik erkannt.
Tatsächlich beteiligt sich die angrenzende Region Lombardei mit 1.7 Millionen Franken an dem Projekt. Der Kanton Tessin selbst investiert eine Million.