- Als erste Kantone der Schweiz bremsen Basel-Stadt und Baselland die Neuzulassung von Ärztinnen und Ärzten.
- Als Begründung nennen die Kantone ein «auffallend grosse Überversorgung» in acht Fachgebieten.
- Der Verband der Oberärztinnen und Assistenzärzte kritisiert die Massnahme scharf.
Es ist Neuland, das beiden Kantone Basel-Stadt und Baselland betreten. «In acht ambulanten Bereichen wachsen die Angebote und damit auch die Kosten sehr schnell. Wir müssen hier handeln», begründet der Basler Gesundheitsdirektor, Lukas Engelberger (Die Mitte), den Zulassungsstopp. Die grosse Ärztedichte führe zu überdurchschnittlich hohen Gesundheitskosten und Krankenversicherungsprämien in den beiden Basel.
Es werden somit nur neue Ärztinnen und Ärzte in diesen Fachbereichen zugelassen, wenn eine praktizierende Ärztin oder ein praktizierender Arzt aufhört, zu arbeiten. Die gemeinsame Zulassungssteuerung gilt bereits per 1. April 2022.
In unserer Region steigen die Kosten in der ambulanten Versorgung fast doppelt so stark wie in der Restschweiz. Da müssen wir jetzt eingreifen.
«In unserer Region steigen die Kosten in der ambulanten Versorgung zwischen fünf und sechs Prozent. Das ist fast doppelt so hoch wie in der Restschweiz. Da müssen wir jetzt eingreifen», sagt der Baselbieter Gesundheitsdirektor, Thomas Weber (SVP). Die beiden Basel sind die ersten Kantone, die nach der Revision des Krankenversicherungsgesetzes 2021 die neuen Bundesvorgaben umsetzen.
Neu können die Kantone selber bestimmen, ob sie für medizinische Fachgebiete oder in bestimmten Regionen die Anzahl der Ärzte und Ärztinnen beschränken wollen. Damit soll laut dem Bundesrat eine Überversorgung im Gesundheitswesen verhindert und das Kostenwachstum gedämpft werden.
Für bereits zugelassene Ärztinnen und Ärzte gilt gemäss Mitteilung Besitzstandwahrung. Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte sind von der Zulassungssteuerung nicht betroffen – ambulant psychiatrisch tätige Ärztinnen und Ärzte ebenfalls nicht. Die Obergrenzen gelten vorerst während einer Übergangsfrist von rund zwei Jahren.
Scharfe Kritik von Ärzte-Verband
Trotzdem kritisiert der Verband der Oberärztinnen und Assistenzärzte (VSAO) die Massnahme. «Für junge Ärztinnen und Ärzte in den betroffenen Fachgebieten kommt das faktisch einem Berufsverbot gleich. Das ist eine grosse Belastung», sagt Claudia von Wartburg, Geschäftsführerin beider VSAO-Sektionen Basel. Langfristig drohe eine Unterversorgung in den entsprechenden Gebieten.
Für junge Ärztinnen und Ärzte in den betroffenen Fachgebieten kommt das faktisch einem Berufsverbot gleich.
Auch beim Vergleichsdienst Comparis fällt das Urteil zum Ärztestopp kritisch aus: «Es ist damit nicht mehr garantiert, dass die besten Fachleute praktizieren. Junge, vielleicht bessere Ärztinnen und Ärzte, werden einfach nicht mehr zugelassen», sagt Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly.
Gesundheitsdirektoren sehen keine Gefahr
Es drohe keine Gefahr einer Unterversorgung, ist der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger überzeugt. «Ich sehe dieses Risiko nicht.» Denn die Kantone würden die Obergrenze kontinuierlich überprüfen und gegebenenfalls auch anpassen.