Erst ein Jahr ist es her, dass der Staatsrat des Kantons Wallis die Trophäenjagd auf Steinböcke für ausländische Jäger und Jägerinnen verboten hat. Mittlerweile dürfen nur noch Personen mit Wohnsitz im Kanton Wallis oder solche mit einem Walliser Jagdpatent Steinwild erlegen.
Auslöser für diesen Entscheid war ein Beitrag des Westschweizer Fernsehens RTS, der aufgedeckt hatte, wie vermögende Ausländer im Wallis auf Steinbock-Trophäenjagd gehen. Je länger die Hörner, desto grösser der Preis. Manche Jäger bezahlten bis zu 25'000 Franken für einen Abschuss.
Der RTS-Beitrag hatte eine grosse Polemik zur Folge. Eine Petition, die ein Verbot der Trophäenjagd forderte, wurde von rund 70'000 Personen unterzeichnet.
Damals war Nicolas Bourquin noch nicht Chef der kantonalen Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere (DJFW). Umso erstaunlicher ist es, dass er die Diskussion nun erneut anheizt.
Regulation der Steinböcke ist notwendig
In den Walliser Alpen leben rund 6000 Steinböcke. Jedes Jahr werden ein paar hundert Tiere zur Regulation geschossen. Zum einen sollen sich keine Krankheiten im Tierbestand ausbreiten und zum anderen die Verbiss-Schäden in den Schutzwäldern in Grenzen gehalten werden. Der Kanton erstellt für diese Regulation jährlich einen Abschussplan, der vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) genehmigt werden muss.
Wenn man die Steinbock-Bestände also ohnehin regulieren müsse und ausländische Jäger bereit seien, dafür viel Geld zu bezahlen, dann könne der Kanton damit doch willkommene Einnahmen generieren, findet Jagdchef Nicolas Bourquin.
Aber eines sei für ihn klar: «So wie früher darf es nicht mehr ablaufen. Wenn wir das wieder machen würden, dann nicht mehr über Reiseveranstalter, die ‹Steinbock-Safaris› anbieten. Dann würde der Kontakt direkt zwischen dem ausländischen Jäger und dem Kanton stattfinden. Die Abschüsse würden somit nach unseren ethischen Richtlinien erfolgen», erklärt Bourquin.
Rechtsgrundlage ist vorhanden
Wenig Verständnis für diese Aussagen hat Brigitte Wolf, Biologin und Grossrätin der Grünen Oberwallis: «Die Steinbock-Regulation mit einheimischen Jägern funktioniert sehr gut. Wenn jetzt Ideen aufkommen, die Steinbock-Trophäenjagd wieder einzuführen, dann muss man politisch aktiv werden.»
Die Steinbock-Regulation bleibt im Wallis also ein heisses Thema. Basierend auf der Rechtsgrundlage könnte der Walliser Staatsrat die Trophäenjagd für ausländische Jäger und Jägerinnen jederzeit wieder freigeben. Derzeit ist das aber nicht geplant und politisch wohl kaum durchzubringen.