Mehr E-Autos, weniger Abgase: Der Kanton Freiburg hat in den letzten Jahren verschiedene Massnahmen zur Förderung von Elektroautos eingeführt. Seit 2022 gibt es beispielsweise einen generellen Steuerabzug von 30 Prozent für alle Elektrofahrzeuge.
Zusätzlich erhalten besonders effiziente Fahrzeuge mit Energieetikette A einen weiteren Rabatt von 30 Prozent, wodurch die Steuerersparnis bis zu 60 Prozent betragen kann. Ziel dieser Regelung ist es, durch niedrigere Steuern den Umstieg auf umweltfreundliche Fahrzeuge zu fördern.
Fertig Mega-Rabatt – das sind die Gründe
Doch für manche Freiburgerinnen und Freiburger, die von dieser Regelung profitierten, gab es jüngst eine böse Überraschung: Die Fahrzeugsteuern stiegen deutlich. So musste Jean-Claude Schneeberger, der letztes Jahr für sein Elektroauto rund 500 Franken Steuern zahlte, dieses Jahr plötzlich 900 Franken begleichen. «Ich habe eigentlich gedacht, der Staat will E-Autos fördern. Und nun das», so Schneeberger.
Der Grund für die Aufregung: Die Energieetikette, die über zusätzliche Steuervergünstigungen entscheidet, wird jährlich überprüft und vom Bund festgelegt. Zum Jahreswechsel wurden manche Elektrofahrzeuge herabgestuft, vor allem solche mit leistungsstarken Motoren, die einen höheren Stromverbrauch haben.
Es ist, als würde der Schiedsrichter mitten im Spiel die Regeln ändern.
Schneebergers Modell fiel aus der Effizienzklasse A, wodurch der zusätzliche Rabatt von 30 Prozent entfiel. Zusammen mit einer generellen Steuererhöhung im Kanton Freiburg führt das zu Mehrkosten, die für Betroffene oft überraschend kommen. «Es ist, als würde der Schiedsrichter mitten im Spiel die Regeln ändern», so Schneeberger.
Insgesamt sind rund 4500 Elektro-Fahrzeuge im Kanton betroffen, deren Energieetikette per 2025 herabgestuft wurde. Marc Rossier, Direktor des Freiburger Strassenverkehrsamts, ist die Erhöhung bewusst. Er relativiert: «Die Fahrzeugsteuer macht nur etwa drei Prozent der Gesamtkosten eines Autos aus. Der Steueranstieg ist daher relativ gering. Ausserdem bleibt der generelle Rabatt von 30 Prozent für alle Elektroautos bestehen, wodurch diese nach wie vor günstiger sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.»
Rossier betont zudem, dass die Energieetikette die technologische Entwicklung berücksichtigen müsse. Fahrzeuge, die vor Jahren noch als effizient galten, werden durch neue, leistungsstärkere Modelle abgelöst. Freiburg ist der einzige Kanton, der die Energieetikette jährlich überprüft. Im Kanton Bern etwa gilt die Effizienzklasse für drei Jahre ab der Anschaffung (siehe Box).
E-Autos kosten bis 2000 Franken weniger Steuern
Das Vorgehen des Kantons begrüsst der Verkehrsclub der Schweiz (VCS). Seiner Meinung nach könne so die Wirkung der Energieetikette auf eine Entscheidung zum Kauf eines Autos verstärkt werden. Die Wirkung sei heute zu gering.
Rossier vom Strassenverkehrsamt wehrt sich gegen die Kritik: Die jährliche Überprüfung der Energieetikette sei politisch gewollt und im Steuerrechner des Strassenverkehrsamts werde ausdrücklich darauf hingewiesen. Er betont gegenüber RTS die Vorteile von Elektrofahrzeugen: Sie bezahlten keine Treibstoffsteuer, wodurch Autolenkende im Vergleich von Verbrennungs- oder Hybridfahrzeugen «zwischen 1000 und 2000 Franken» pro Jahr sparen können.