Stellen Sie sich vor: Es ist ein schöner Sommertag. Sie sitzen auf einem idyllischen Pass, geniessen die Ruhe und die Bergluft, und plötzlich braust eine Gruppe Töff-Fahrer vorbei: Das Trommelfell vibriert, der Puls schnellt auf 180 – die Ruhe ist dahin.
In verschiedenen Regionen der Schweiz regt sich Widerstand gegen zu laute Motorräder. Allerdings lässt sich nur wenig machen. Denn leise Töff fahren gehe eigentlich gar nicht, sagt Roger Uhr vom Schweizerischen Motorradfahr-Verband: «Ein Motorrad muss ein bisschen tönen, das gehört zum Feeling.»
Freude und Ärger liegen nahe beieinander
Der Lärm ist also ein Teil der Freude für die Töfffahrer. Für Peter Ettler von der Lärmliga Schweiz dagegen ist er ein Ärgernis: «Viele Motorräder sind mit sogenannten Auspuffklappen ausgerüstet. Wenn die Fahrer sie betätigen, kommt der volle Sound des Motors und ungefiltert raus.»
Zwar sind besonders laute Auspuffe bei neuen Motorrädern seit zwei Jahren verboten. Die Schweiz hat das verschärfte Gesetz von der EU übernommen. Allerdings: Wer bereits einen solchen Auspuff besitzt, darf ihn weiterhin dröhnen lassen. Die Polizei hat also nur einen kleinen gesetzlichen Spielraum.
Wenn nur schon ein kleiner Teil zur Vernunft kommt, haben wir unser Ziel erreicht.
Deswegen setzen verschiedene kantonale Polizeien auf Plakate, mit denen die Töfffahrer zu rücksichtsvollem Fahren aufgefordert werden –
zum Beispiel in Interlaken und im Zürcher Oberland, oder entlang der beliebten Töff-Strecke über den Stoss im St. Galler Rheintal. Der St. Galler Polizeisprecher Hanspeter Krüsi sagt: «Wenn nur schon ein kleiner Teil zur Vernunft kommt, haben wir unser Ziel erreicht.»
Prävention statt Repression – das sei der richtige Weg, findet auch Roger Uhr vom Schweizerischen Motorradfahrverband: «Ich erlebe, dass die Motorradfahrer sehr viel Rücksicht nehmen. Man muss einen gutschweizerischen Kompromiss finden.»
Bundesrat begrüsst Lärmblitzkästen
Peter Ettler von der Lärmliga glaubt nicht, dass das viel hilft.
Es seien viele laute Töffs mit frisierten Auspuffen unterwegs. Diese müssten die Kantonspolizeien bei speziellen Lärmkontrollen ausfindig machen, fordert er: mit Radarfallen, die den Lärm mit Mikrofonen messen: «Dann könnte man entsprechende Übeltäter mit solchen festen oder mobilen Stationen sehr einfach überführen.»
Der Bund zeigt sich offen für solche Lärmblitzkästen. In einer Antwort auf eine Parlamentsanfrage schrieb der Bundesrat schon vor zwei Jahren, er würde allfällige kantonale Bemühungen begrüssen. Getan hat sich bis jetzt aber noch nichts.