Kein Tunnel und keine Überdeckung der Autobahn, dafür eine längere Lärmschutzwand: Das ist die Position der Solothurner Regierung. Sie stellt sich damit gegen Anwohner, Bäuerinnen und Naturschützer, die sich vehement für mindestens einen Tunnel einsetzen.
Hintergrund ist, dass die stark befahrene Autobahn A1 zwischen Härkingen SO und Luterbach SO von vier auf sechs Spuren ausgebaut werden soll. Im Zuge dieses Ausbaus gibt es seit längerem Forderungen für zusätzliche Bauten.
Dazu gehört, dass die Autobahn auf einer Strecke von 500 Metern in einen Tunnel verlegt werden soll. An einer anderen Stelle soll ein «Deckel» über die Autobahn gelegt werden, eine sogenannte Einhausung.
Für solche Lösungen setzen sich Anwohnerinnen, Landwirte und Naturschützerinnen ein. Sie versprechen sich davon mehrere Vorteile: die Umgebung würde von Lärm geschützt, es ginge weniger Ackerland verloren und die Landschaft würde weniger verschandelt.
Zu teuer, zu wenig Nutzen
Für die Solothurner Regierung haben die meisten der geforderten Massnahmen aber ein zu schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Sie rechnet für den Tunnel mit Zusatzkosten von 150 Millionen Franken und für die Einhausung mit 115 Millionen Franken. Geld, das zu 40 Prozent der Kanton zahlen müsste.
Viele Millionen Franken also, die kaum einen Nutzen hätten, heisst es in einem heute veröffentlichten Bericht der Regierung. Die Einhausung würde zum Beispiel nur zu einer kleinen Lärmminderung führen. Deshalb möchte die Solothurner Regierung bloss eine längere Lärmschutzwand errichten, dies würde nur rund 9 Millionen Franken kosten.
Ein Tunnel oder eine Einhausung wurde ausserdem bisher nicht projektiert und würde das ganze Bauprojekt verzögern, sagte Guido Biaggio, Vize-Direktor des Bundesamts für Strassen an einer Medienkonferenz. Etwas, das eigentlich niemand will, weil es auf der A1 bereits heute täglich zu langen Staus kommt.
Falsche Kostenschätzungen?
Die Befürworter eines Tunnels reagieren scharf auf die Ablehnung ihrer Idee. In einer Mitteilung werfen sie der Regierung vor, sie hantiere mit falschen Zahlen. Die Tunnel-Befürworter rechnen vor, dass die Massnahmen weniger kosten würden als von der Regierung ausgewiesen.
Sie wollen deshalb weiter für den Tunnel kämpfen. Auf die Einhausung bei Oensingen dagegen, könnten sie verzichten. Die Diskussionen sind also noch nicht abgeschlossen. Als Nächstes ist nun das Kantonsparlament am Zug. Die Befürworter der Tunnellösung werden noch einmal alle Hebel in Bewegung setzen.