Der Kanton Zug sieht sich gerne als «Crypto Valley», und das nicht ohne Grund: Von den schätzungsweise rund 1000 Firmen, die in der Schweiz in der Blockchain-Technologie tätig sind, haben sich rund die Hälfte im steuergünstigen Zentralschweizer Kanton angesiedelt. Viele davon sind Start-up’s mit nur wenigen Angestellten – dennoch dürften Kryptofirmen in Zug an die 3000 Personen beschäftigen.
Kein Wunder also, versuchen die lokalen Behörden, Zug ein kryptofreundliches Image zu verpassen. Die Stadtverwaltung ermöglichte bereits 2016 Gebührenzahlungen in der Digitalwährung Bitcoin. Die Nachfrage blieb überschaubar, dennoch zog der Kanton nach und akzeptiert seit 2021 Steuerzahlungen in Bitcoin und Ether. Gut 50 Überweisungen von insgesamt etwa 200'000 Franken fanden so im vergangenen Jahr statt – was ungefähr einem Promille der Steuereinnahmen des Kantons entspricht.
Für die Linke ein fragwürdiger «PR-Gag»
Nicht viel mehr als ein «PR-Gag» sei das, kritisierte am Donnerstag Luzian Franzini von den Alternativen-Die Grünen (ALG) im Zuger Kantonsparlament. Aber einer mit Folgen: Franzini zitierte eine Studie der Universität von Cambridge, gemäss der das sogenannte Mining – der Prozess zur Schaffung neuer Bitcoins durch ein Netz von Hochleistungscomputern – jährlich 140 Terrawattstunden Strom benötige. Das ist mehr als der doppelte jährliche Stromverbrauch der Schweiz.
Der damit verbundene CO2-Ausstoss laufe sämtlichen Klimazielen zuwider, so Franzini. Der Kanton Zug dürfe diese Entwicklung nicht unterstützen - gerade auch «in Zeiten der Energiekrise, wo die Politik an die Bevölkerung appelliert, möglichst Strom zu sparen». In einem Vorstoss verlangte er daher, der Kanton dürfe nur noch Kryptowährungen akzeptieren, die «im Einklang mit den Klimazielen der Eidgenossenschaft» stünden.
Die bürgerliche Ratsmehrheit versenkte den Vorstoss deutlich. Unter anderem mit dem Argument, dass auch klassische Zahlungsmittel viel Strom verbrauchten: «Wenn wir die Banken mitsamt ihrem Personal und ihren Computern anschauen, bin ich sicher, wir landen bei einem weit höheren Stromverbrauch als ihn Kryptowährungen haben», sagte etwa FDP-Kantonsrätin Jill Nussbaumer.
Es gäbe umweltfreundlichere Kryptowährungen
Das ändert allerdings nichts daran, dass der Bitcoin ein Stromfresser ist. Und dass der Strom für das Mining zu einem grossen Teil von fossilen Energieträgern stammt - es verursacht daher so viel CO2 wie ganz Griechenland.
Andere Kryptowährungen stehen da besser da. «Die meisten benötigen nur die Energie der beteiligten Computer, also ähnlich wie in der normalen Finanzwelt», sagt Roger Wattenhofer, Professor für Verteilte Systeme und Netzwerke an der ETH Zürich. Vor allem neuere Währungen setzen auf einen energiesparenderen Prozess als jenen des Minings, wie Bitcoin ihn praktiziert. Auch die Nummer zwei der Kryptowährungen, Ethereum, stellt ihr Prozedere um.
Bei Bitcoin, der grössten Kryptowährung, ist dies eher nicht zu erwarten. Die Energiefrage wird in der Bitcoin-Community zwar diskutiert, eine Konsensfindung ist aber schwierig. «Bitcoin wird sich so schnell nicht ändern», sagt Roger Wattenhofer.
Bitcoin wird sich so schnell nicht ändern.
Immerhin: Auch wenn das Zuger Parlament den Vorstoss zugunsten umweltfreundlicherer Bitcoin-Alternativen abgelehnt hat - die Regierung schloss nicht aus, dass sich die Steuern künftig auch in neueren Kryptowährungen begleichen lassen.