Für den heutigen 25. März haben Organisationen weltweit zum Internationalen Globalen Klimastreik aufgerufen. Dahinter steht die Umweltbewegung Fridays for Future. In der Schweiz gibt es die Klimastreik-Bewegung seit gut drei Jahren. Eine Studie der Universität Basel im Auftrag der sozialdemokratischen Anny-Klawa-Morf-Stiftung hat nun erstmals die Befindlichkeit der Klimaaktivistinnen und -aktivisten in der Schweiz unter die Lupe genommen.
Dabei zeige sich, dass viele der Befragten enttäuscht über die getroffenen und nicht getroffenen Massnahmen gegen die Klimakrise seien, stellt Studien-Hauptautor Simon Schaupp fest: «Es herrscht vermehrt das Gefühl vor, dass alles im Sand verläuft oder nichts bringt.» Entsprechend sei eine inhaltliche Radikalisierung festzustellen – hin zu einem Systemwandel weg vom Wirtschaftswachstum.
Es herrscht vermehrt das Gefühl vor, dass alles im Sand verläuft oder nichts bringt.
Zugleich wird laut Schaupp teilweise bezweifelt, ob die charakteristischen Massendemonstrationen noch durchsetzungsfähig genug sind oder ob künftig nicht verstärkt auf zivilen Ungehorsam als Aktionsform gesetzt werden müsste. Hier gehe es um zivilen Ungehorsam im Sinn von Aktionsformen, die konsequent gewaltfrei seien, aber bestimmte Abläufe unterbrechen und stören. Etwa die Geschäftsabläufe von Finanzunternehmen, die in der Schweiz schon oft Ziel direkter Aktionen waren, oder von internationalen Kohleabbau-Unternehmen.
Werden die Aktionen jetzt extremer?
Schaupp geht davon aus, dass der charakteristische Streik auf der Strasse weiterhin auch in der Schweizer Klimabewegung die Hauptaktionsform bleiben wird. Mit der Zuspitzung der Klimakrise dürften sich allerdings auch die Aktionsformen zuspitzen, schätzt der Soziologe.
Mit einer Zuspitzung der Klimakrise werden wir wohl auch eine Zuspitzung der Aktionsformen der Klimabewegung erleben.
Ungeachtet der Radikalisierungssignale bleibt die Klimastreikbewegung der Schweiz laut Studie sehr breit und vielseitig. Das hängt laut Schaupp mit der sehr grossen Heterogenität der Bewegung zusammen, wo sich die verschiedensten politischen Positionen und Aktionen treffen – «vom gemeinsamen Müllsammeln bis zur Strassenblockade».
Das Zusammenspiel von Heterogenität und Radikalisierung hängt durchaus mit dem Desillusionierungsprozess zusammen, den viele der Befragten beschrieben, sagt Schaupp: «Man ist mit erstaunlicher Offenheit an die Sache herangegangen, hat alles versucht und erfahren, dass es nicht wirklich weiterführt.»
Wie geht es weiter?
Zur aktuellen Rolle der Klimastreikbewegung im öffentlichen und politischen Diskurs der Schweiz hält Schaupp fest: Quantitativ sei das noch nicht so richtig abschätzbar nach dem Einschnitt durch die Corona-Pandemie. Es bleibe abzuwarten, wie viele Leute beim Streik auf der Strasse mobilisiert würden.
Qualitativ beobachtet Schaupp bei der Schweizer Klimabewegung eine Besonderheit: Die sehr gute Vernetzung mit anderen Bewegungen und Verbänden und insbesondere auch mit den Gewerkschaften. Viele Aktivitäten würden abgestimmt und teilweise gemeinsam durchgeführt. Das sei eine politische Stärke der Bewegung, die bestimmt mithelfe, die Ziele in Zukunft besser durchzusetzen.
Die sehr gute Vernetzung ist eine politische Stärke der Bewegung, die mithilft, die Ziele besser durchzusetzen.