- In Industrieländern geht es mit der Spermienqualität bergab. Genfer Forscher haben in einer neuen Studie festgestellt, dass es auch hierzulande nicht besser aussieht.
- Bei 60 Prozent der untersuchten Schweizer Männer zwischen 18 und 22 Jahren lag mindestens ein Kennwert unter der von der Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegten Norm.
- Die Gründe für die sinkende Qualität sind laut Forschern unklar. Vermutlich spielten mehrere Faktoren zusammen.
15 Jahre lang haben Forscher, die Schweizer Armee und Ärzte zusammen gearbeitet, und bei gut 2500 jungen Schweizer Männern die Qualität ihrer Spermien getestet. Das Endresultat: Bei drei von fünf Männern zwischen 18 und 22 Jahren liegt mindestens ein Kennwert unterhalb dessen, was die Weltgesundheitsorganisation WHO als Grenzwert für eine gute, männliche Zeugungsfähigkeit festlegt.
Schweizer am unteren Rand des Spektrums
Die Schweizer sind damit nicht alleine. In den letzten 50 Jahren sei die Spermienqualität weltweit gesunken, erklärt einer der Studienautoren, Serge Nef von der Universität Genf. Die Unterschiede von Land zu Land, oder von Region zu Region seien mitunter gross.
Deshalb habe man die langjährige, aufwendige Studie in der Schweiz durchgeführt. Im europäischen Vergleich liegen Schweizer Männer eher am unteren Rand des Spektrums, etwa gleichauf mit Deutschland, Dänemark und Norwegen.
Die Gründe sind unklar
Tabakkonsum, Alkohol, hormonaktive Substanzen in der Umwelt, Stress: all das steht im Verdacht, beim Verlust der Qualität der Spermien eine Rolle zu spielen. Die genauen Gründe bleiben laut Forschern jedoch unklar. Vermutlich spielten mehrere Faktoren zusammen, so Nef weiter.
Die Forscher mahnen jedoch auch zur Vorsicht bei Aussagen zu einzelnen Spermienproben. Diese liessen keine genauen Rückschlüsse auf die Fruchtbarkeit einer Person zu, sagt ein weiterer Studienautor, Alfred Senn.
«Aber – gesamthaft gesehen – deuten die Resultate darauf hin, dass die Spermienqualität der jungen Männer in der Schweiz in einem kritischen Zustand ist und dass ihre künftige Zeugungsfähigkeit höchstwahrscheinlich beeinträchtigt sein wird», so Senn.