- Tendenziell sinkt die Qualität im Schweizer Journalismus, stellt der Verein Medienqualität Schweiz in seiner jüngsten Untersuchung fest.
- Gute Nachrichten gibt es für Radio und Fernsehen SRF: Deren Informationssendungen erhalten Bestnoten.
- Insgesamt blicken die Medienwissenschaftler pessimistisch in die Zukunft – auch wegen des Spardrucks auf vielen Redaktionen.
Im neusten Qualitätsranking des Vereins «Medienqualität Schweiz» liegen drei SRF-Sendungen auf den ersten drei Plätzen: Spitzenreiter ist die Sendung «Echo der Zeit» – wie bereits bei der letzten Studie vor zwei Jahren. Auf dem zweiten Platz liegt neu das «Rendez-vous» – gemäss Ranking jene Sendung, die sich am stärksten verbessert hat. Auf dem dritten Platz folgt «10vor10».
Laut Andreas Durisch vom Verein Medienqualität Schweiz hat dieses gute Abschneiden auch mit den jüngsten medienpolitischen Debatten im Land zu tun: «Wir haben festgestellt, dass die SRG-Sender eine bessere Note vom Publikum bekommen haben. Das führen wir auf die intensive Diskussion rund um die No-Billag-Initiative zurück.» Die Diskussionen vor der Abstimmung hätten beim Publikum zu einem Vertrauensbeweis geführt.
Gerade bei den regionalen Titeln hinterlässt der Spardruck in den Printredaktionen seine Spuren.
Bei den Zeitungen liegen die «NZZ» und «Le Temps» an der Spitze. Bei den Sonntagstiteln die «NZZ am Sonntag». Bei 15 der 50 untersuchten Zeitungen und Radio- und Fernseh-Sendungen sank die Qualität dagegen – darunter sind besonders viele regionale Titel.
Für Durisch ist das eine bedenkliche Entwicklung: «Die treibenden Faktoren sind ein Verlust an Themenvielfalt und eine abnehmende Hintergrundberichterstattung. Gerade bei den regionalen Titeln hinterlässt der Spardruck in den Printredaktionen seine Spuren.»
Pessimistischer Blick in die Zukunft
Für die Studie haben Forscher der Universitäten Zürich und Freiburg die 50 wichtigsten Schweizer Medientitel unter die Lupe genommen. Sie untersuchten, wie oft und wie breit die Sendungen und Zeitungen über politisch relevante Themen berichteten. Und sie prüften, ob die Beiträge und Artikel die Zusammenhänge eines Ereignisses erklärten oder ob sie nur das Geschehen abbildeten.
Das Fazit von Medienwissenschaftler Mark Eisenegger von der Universität Zürich – einem der Studienautoren – fällt kritisch aus: Tendenziell sinke die Qualität im Schweizer Journalismus. Und die privaten Medienhäuser hätten noch kein Geschäftsmodell gefunden, das ihnen im Online-Journalismus genügend Einnahmen bringe.
Der Medienwissenschaftler blickt denn auch etwas pessimistisch in die Zukunft: «Das Grundproblem der Ressourcen ist nicht gelöst. Es gibt kein Geschäftsmodell, das trägt. Gleichzeitig gibt es grosse Widerstände gegen das Mittel, das am ersten helfen würde: die direkte Medienförderung.» Solange man bei hier nicht weiterkomme, könne man kaum optimistisch sein, schliesst Eisenegger.