Vor fast 25 Jahren ist Sarah Springman zur ETH gekommen. Die letzten sieben Jahre war sie Rektorin. Nun wechselt sie im Februar 2022 als Direktorin ans St. Hilda’s College der Universität Oxford. Sie spricht darüber, wie Corona die Art und Weise des Studierens verändert hat und wird.
SRF News: Sarah Springman, Sie haben in einem Interview angetönt, Corona werde den Unterricht nachhaltig verändern. Wie genau?
Sarah Springman: Ich bin nicht sicher, ob ich wirklich sagen kann, dass Corona eine unglaubliche Innovationskraft bei der Lehre an der ETH gebracht hat. Ich persönlich habe schon im Jahr 2000 mit hybriden Lehrmethoden angefangen. Meines Erachtens werden die einzelnen Lehrbeauftragten, die Professorinnen und Professoren überlegen, wie sie den Studierenden künftig besser helfen können, ihr Fach zu verstehen.
Vor Covid waren nahezu alle Studierenden vor Ort. Danach waren sie nur noch zu Hause, jetzt teils teils. Wie wird sich dieser Anteil entwickeln?
Grundsätzlich glaube ich, dass nach Covid fast alle irgendetwas anders machen werden. Aber Präsenzunterricht ist uns unglaublich wichtig. Das ist auch unseren Studierenden unglaublich wichtig.
Unsere Dozierenden wollen in die Augen der Studierenden schauen können.
Unsere Dozierenden wollen in die Augen der Studierenden schauen können, um zu sehen, ob sie etwas verstanden haben oder nicht. Aber einen Prozentsatz, wie viele vor Ort und wie viele zu Hause sein werden, kann ich Ihnen nicht sagen.
Mehr oder weniger als 50 Prozent?
Präsenzunterricht wird bleiben und ist absolut essenziell. Die experimentelle Lehre, die Labors, die Projektarbeiten werden vor Ort sein. Aber gewisse Sachen können von zu Hause aus gemacht werden. Zum Beispiel, wenn man numerisch modelliert und Zugang zu einem guten Computer hat.
Also wenn man an der ETH Zürich studiert, muss man auch in Zukunft in der Region Zürich sein und kann das nicht von Süditalien aus machen?
Nein, Sie müssen hier in Zürich sein. Auch damit Sie von Ihren Kolleginnen und Kollegen profitieren können. «Peer Learning» ist wichtig.
Wird der Aufwand für die Professorinnen und Professoren eigentlich grösser oder kleiner in Zukunft?
Falls man alles parallel machen muss, vor Ort und gleichzeitig Video, ist das natürlich etwas mehr Arbeit. Aber die Professorinnen und Professoren haben viel gelernt. Und sie haben gemerkt, dass man je nach Methode bessere Ergebnisse von den Studierenden erhält und das macht dann schlussendlich weniger Arbeit.
Wenn Sie sich zurückversetzen: Wie wären solche neuen Unterrichtsformen Sie als junge Studentin gewesen?
Wir hatten damals natürlich nichts digital. Ich hätte das geliebt, mit den heutigen Möglichkeiten zu lernen.
Das Gespräch führte Hans-Peter Künzi.