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ETH Rektorin: «Präsenzunterricht ist uns unglaublich wichtig.»
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 16.12.2021. Bild: Keystone
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Studieren nach der Pandemie Trotz Corona: Präsenzunterricht an Hochschulen verschwindet nicht

Wegen Covid werde man künftig anders unterrichten, sagt Sarah Springman, die Rektorin der ETH Zürich, im Interview.

Vor fast 25 Jahren ist Sarah Springman zur ETH gekommen. Die letzten sieben Jahre war sie Rektorin. Nun wechselt sie im Februar 2022 als Direktorin ans St. Hilda’s College der Universität Oxford. Sie spricht darüber, wie Corona die Art und Weise des Studierens verändert hat und wird.

Sarah Springman

Rektorin der ETH Zürich

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Prof. Dr. Sarah Springman ist seit dem 1. Januar 2015 Rektorin der ETH Zürich. Davor war sie dort seit 1997 ordentliche Professorin für Geotechnik. Nun geht sie zurück nach Grossbritanien und ist ab Februar 2022 Direktorin des St Hilda’s College der Universität Oxford.

SRF News: Sarah Springman, Sie haben in einem Interview angetönt, Corona werde den Unterricht nachhaltig verändern. Wie genau?

Sarah Springman: Ich bin nicht sicher, ob ich wirklich sagen kann, dass Corona eine unglaubliche Innovationskraft bei der Lehre an der ETH gebracht hat. Ich persönlich habe schon im Jahr 2000 mit hybriden Lehrmethoden angefangen. Meines Erachtens werden die einzelnen Lehrbeauftragten, die Professorinnen und Professoren überlegen, wie sie den Studierenden künftig besser helfen können, ihr Fach zu verstehen.

Vor Covid waren nahezu alle Studierenden vor Ort. Danach waren sie nur noch zu Hause, jetzt teils teils. Wie wird sich dieser Anteil entwickeln?

Grundsätzlich glaube ich, dass nach Covid fast alle irgendetwas anders machen werden. Aber Präsenzunterricht ist uns unglaublich wichtig. Das ist auch unseren Studierenden unglaublich wichtig.

Unsere Dozierenden wollen in die Augen der Studierenden schauen können.
Autor: Sarah Springman Rektorin ETH Zürich

Unsere Dozierenden wollen in die Augen der Studierenden schauen können, um zu sehen, ob sie etwas verstanden haben oder nicht. Aber einen Prozentsatz, wie viele vor Ort und wie viele zu Hause sein werden, kann ich Ihnen nicht sagen.

Mehr oder weniger als 50 Prozent?

Präsenzunterricht wird bleiben und ist absolut essenziell. Die experimentelle Lehre, die Labors, die Projektarbeiten werden vor Ort sein. Aber gewisse Sachen können von zu Hause aus gemacht werden. Zum Beispiel, wenn man numerisch modelliert und Zugang zu einem guten Computer hat.

Also wenn man an der ETH Zürich studiert, muss man auch in Zukunft in der Region Zürich sein und kann das nicht von Süditalien aus machen?

Nein, Sie müssen hier in Zürich sein. Auch damit Sie von Ihren Kolleginnen und Kollegen profitieren können. «Peer Learning» ist wichtig.

Das sagen andere Schweizer Hochschulen und Unis

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Eine Umfrage bei anderen Hochschulen und Universitäten zeigt: Am Präsenzunterricht wollen alle festhalten. «Wir streben kein Fernstudium an», heisst es etwa bei der Universität Lausanne. Man wolle jedoch prüfen, wie man neue technologische Möglichkeiten künftig noch besser integrieren könne.

Bei der Fachhochschule Graubünden will man aus der Zeit während der Pandemie Lehren ziehen: «Wo wir gesehen haben, dass Unterrichtsformen online gut funktionieren, werden diese auch weiterhin so eingesetzt. Dennoch bleibt die Präsenzlehre die oberste Priorität an der Fachhochschule Graubünden.»

Ähnlich tönt es bei der Universität Bern: Ziel sei es, die positiven Erfahrungen aus den beiden Corona-Jahren, welche in einigen Bereichen voll digital stattgefunden haben, mitzunehmen und mit den Vorzügen der Präsenz zu verbinden. «So könnten zum Beispiel frontale Vorträge in den digitalen Raum in Form von Podcasts ausgelagert werden, um die Präsenz zur aktiven Auseinandersetzung und vertieften Diskussion zu einem Thema zu nutzen.»

Auch an der Universität Zürich soll die Präsenzlehre weiterhin im Zentrum stehen. Man sieht aber auch Potenzial im digitalen Bereich: «Die Erfahrungen rund um die Corona-Situation zeigen sehr deutlich, dass der verstärkte Einsatz von Online-Elementen in der Lehre in manchen Kontexten einen zusätzlichen didaktischen Nutzen bringen kann.»

An der Universität Basel könnte dieser Mix aus Präsenz und online etwa so aussehen: «Einführungsveranstaltungen und Grundlagenvorlesungen mit Fokus auf die Wissensvermittlung werden künftig verstärkt als sogenannte Flipped Classrooms stattfinden. Dabei eignen sich Studierende in der virtuellen Lernumgebung in ihrem eigenen Tempo das Wissen mit Lehrvideos, Aufzeichnungen sowie interaktiven und multimedialen Elementen an. Die Klärung von Fragen, Diskussion, Anwendung und Vertiefung findet hingegen im physischen Lehrraum auf dem Campus im Plenum oder in Gruppen statt.

Wird der Aufwand für die Professorinnen und Professoren eigentlich grösser oder kleiner in Zukunft?

Falls man alles parallel machen muss, vor Ort und gleichzeitig Video, ist das natürlich etwas mehr Arbeit. Aber die Professorinnen und Professoren haben viel gelernt. Und sie haben gemerkt, dass man je nach Methode bessere Ergebnisse von den Studierenden erhält und das macht dann schlussendlich weniger Arbeit.

Wenn Sie sich zurückversetzen: Wie wären solche neuen Unterrichtsformen Sie als junge Studentin gewesen?

Wir hatten damals natürlich nichts digital. Ich hätte das geliebt, mit den heutigen Möglichkeiten zu lernen.

Das Gespräch führte Hans-Peter Künzi.

SRF 1, Regionaljournal Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 16.12.2021, 12.05 Uhr ; 

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