- Der Bund hat der Wasserkraft bereits mit über 100 Millionen Franken unter die Arme gegriffen – im Rahmen der von der Politik beschlossenen Marktprämie.
- Nun fordern die Stromkonzerne trotz gestiegener Strompreise weitere 70 Millionen Franken.
Einst wurden sie das Gold der Alpen genannt – die grossen Wasserkraftwerke in der Schweiz. Doch das ist vorbei. Heute kämpft die Wasserkraft wegen des tiefen Strompreises in Europa ums Überleben. So oder ähnlich hatten die grossen Wasserkraftbetreiber vor ein paar Jahren gewarnt – und die Politik ist ihnen gefolgt. Heute kann für die so genannte Grosswasserkraft Unterstützung beantragt werden. Marktprämie wird diese Subvention genannt.
Die Regeln sind sehr zu Gunsten der Wasserkraft ausgelegt worden.
So hat das Bundesamt für Energie letztes Jahr erstmals 101 Millionen Franken an unrentable Kraftwerke verteilt. Recherchen der «Tagesschau» zeigen nun: Besonders profitiert haben die beiden grössten Schweizer Energiekonzerne, Axpo und Alpiq mit 32.5 und 26 Millionen Franken. Namhafte Beträge haben auch die Elektrizitätswerke der Stadt Zürich EWZ mit 10 Millionen, die Berner BKW mit 6.4 Millionen und die Bündner Repower mit 2.5 Millionen Franken erhalten.
Neue Subventionsanträge trotz Gewinnen
Bis Ende Mai sind wiederum Gesuche für 70 Millionen Franken staatlicher Unterstützung eingegangen. Erstaunlich, denn der Strompreis ist seit der ersten Verteilungsrunde deutlich gestiegen.
Energiemarktexperte René Baggenstos überrascht diese Zahl jedoch nicht: «Die Regeln sind sehr zu Gunsten der Wasserkraft ausgelegt worden», sagt er. Seine Firma hat zehn Wasserkraftwerke auf ihre Wirtschaftlichkeit untersucht und festgestellt: Keines schrieb Verlust und neun von zehn gar einen Gewinn. «Laut unseren Zahlen hat sich das Geschäft operativ immer gelohnt.»
Auch bei den im Vergleich zu heute deutlich tieferen Strompreisen vor ein paar Jahren. Baggenstos gibt zu bedenken: «Es hat sich für die Energiekonzerne immer gelohnt, die Wasserkraftwerke laufen zu lassen. Ansonsten wären sie wohl abgestellt worden.»