Die radioaktiven Abfälle sollen dereinst tief unten im Boden eingelagert werden. Grundsätzlich sei der Untergrund an drei Standorten dafür geeignet, erklärt Tim Vietor, Leiter Geologie und Sicherheit bei der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra): «Das ist durch unsere Bohrergebnisse klar zu belegen. In allen drei Standortgebieten ist es möglich, sichere Endlager zu bauen.»
Alle drei Standorte liegen in der Nordschweiz: Das Gebiet rund um den Bözberg im Kanton Aargau, das Gebiet Zürich Nordost zwischen Winterthur und Schaffhausen – und neu rückt auch Nördlich Lägern wieder in den Fokus. Die Region gehört zu den Kantonen Zürich und Aargau und grenzt an Deutschland: «Nördlich Lägern hat uns positiv überrascht. Wir sind zu einer besseren bautechnischen Einschätzung gekommen», sagt Vietor.
Nördlich Lägern hat uns positiv überrascht. Wir sind zu einer besseren bautechnischen Einschätzung gekommen.
Noch 2015 wollte die Nagra nämlich an diesem Standort keine weiteren Probebohrungen durchführen. Allerdings zwang die Aufsichtsbehörde dann die Nagra dazu, auch dort weitere Untersuchungen vorzunehmen.
Opalinuston in 900 Metern Tiefe
Wie sich nun zeigt, ist die betroffene Gesteinsschicht – der Opalinuston in 900 Metern Tiefe – doch besser als ursprünglich angenommen, so die Nagra. Laut Vietor ist es vergleichbar mit den anderen Standortgebieten. Überall sei die Mächtigkeit der Schicht etwas über 100 Meter.
Die Zusammensetzung sei bezüglich Wasserdichtigkeit und allen anderen Eigenschaften vergleichbar: «Das heisst: An allen drei Standortgebieten erlaubt uns der Opalinuston von den Gesteinen her, ein sicheres Tiefenlager zu bauen», so der Geologe.
Druck der Behörden positiv bewertet
Der Einwand der Behörden hat sich also als berechtigt erwiesen. «Es stärkt das Verfahren, wenn der Input der verschiedenen Behörden so aufgenommen wird, dass das Ergebnis am Ende besser wird», so Vietor.
Die betroffenen Gemeinden sind nicht überrascht über diesen Entscheid. Bereits in den vergangenen Monaten habe sich gezeigt, dass Nördlich Lägern wieder als möglicher Standort infrage kommen könnte, heisst es.
Auch wollten sie das Lager nicht a priori verhindern, sondern als potenziell betroffene Gemeinden frühzeitig und ernsthaft in einen allfälligen Standortentscheid miteinbezogen werden.
Vorschlag soll in zwei Jahren folgen
Die Nagra geht davon aus, dass sie in zwei Jahren bekannt geben kann, welche Region sie für ein Lager bevorzugt. Die endgültige Standortwahl wird von Bundesrat und dem Parlament gefällt – allenfalls hat auch das Volk das letzte Wort.
Voraussichtlich ab Mitte des Jahrhunderts sollte dann der radioaktive Abfall effektiv eingelagert werden. Bis dahin wird er in grossen Containern im aargauischen Würenlingen zwischengelagert.