Sie sind überall verteilt in der Stadt Basel und in verschiedenen Gemeinden rund um Basel: orange-weisse Kästchen, die am Boden liegen und dort verankert sind. In den sozialen Medien machen Aufnahmen dieser Boxen die Runde – viele fragen sich, welchen Zweck sie haben.
Des Rätsels Lösung ist schnell gefunden: Ein QR-Code auf den Boxen weist auf eine Internetseite mit den entsprechenden Informationen. Bei den kleinen Kästchen handelt es sich um sogenannte Geophone, mit denen Schallwellen aus dem Boden gemessen werden. Ausgelöst werden die Schallwellen durch einen Lastwagen, der mit einer Schüttelplatte versehen ist und an verschiedenen Orten Halt macht.
Ziel dieser aufwändigen Aktion ist, herauszufinden, wo es sich lohnt, nach Erdwärme zu suchen, also Geothermie-Bohrungen zu machen. Geothermie-Bohrungen? Bei diesem Wort zucken viele Baslerinnen und Basler zusammen. Bei vielen sind die Erdbeben noch in bester Erinnerung, die im Dezember 2006 Basel erschüttert haben. Ausgelöst wurden sie durch Bohrungen bei der Grenze zu Deutschland. Auch in St. Gallen gab es ähnliche Beben. Die Erdwärme-Projekte wurden nach den Beben in Basel und St. Gallen eingestellt.
Trotzdem will man die Hoffnungen, die in diese umweltfreundliche Technik zur Energiegewinnung gesetzt werden, auch in Basel nicht begraben. Zu gross scheint der Nutzen, und ein Erdwärme-Netz in Riehen zeigt, dass warmes Wasser aus dem Boden auch ohne Erdbeben geholt werden kann.
Gute Voraussetzungen – grosses Potenzial
«Die Voraussetzungen für Geothermie sind hier im Oberrheingraben sehr gut», erklärt Matthias Meier, Geschäftsführer der Wärmeverbund Riehen AG. In Riehen besteht bereits seit über zehn Jahren ein Erdwärme-Netz. Der Wärmeverbund versorgt derzeit fast 9000 Einwohnerinnen und Einwohner. Über 40 Prozent der Haushalte in Riehen sind derzeit an das Netz angeschlossen. Es gehört zur Hälfte der Gemeinde Riehen und der Industriellen Werke Basel IWB.
Wärmeverbund und IWB wollen dieses Netz nun ausbauen. Konkret sucht der Basler Energieversorger derzeit in der Stadt Basel sowie in den umliegenden Gemeinden Riehen, Bettingen, Birsfelden, Münchenstein und Muttenz, aber auch in Teilen der Gemeinde Grenzach-Wyhlen nach möglichen Wärmequellen. «Hier ist ein grosses Potenzial an Erdwärme vorhanden, vor allem in der sogenannten Rheintal-Flexur. Wir wollen herauszufinden, wo diese genau durchführt», sagt Meier.
Dafür sind seit dieser Woche vier Messwagen, sogenannte Vibro-Trucks, unterwegs, die alle 20 Meter stehen bleiben und mit einer Schüttelplatte am Boden leichte Vibrationen auslösen. Für die Anwohnerinnen und Anwohner seien diese Erschütterungen kaum wahrnehmbar, versichert Meier: «Die Vibrationen sind vergleichbar mit denen, die ein durchfahrendes Tram erzeugt.»
Die IWB erhoffen sich viel vom Ausbau des Geothermie-Netzes in der Region. Sie ist klimafreundlich und an 365 Tagen pro Jahr verfügbar, und sie könnte die unbeliebten und teils schon verbotenen Gas- und Ölheizungen dereinst ersetzen. Bis Ende Jahr sollen erste Resultate aus den Messungen mit den Vibro-Trucks und den 9000 Geophonen auf dem Tisch liegen. Dann wird sich zeigen, wie gross das Potenzial der Erdwärme in und rund um Basel effektiv ist und ob sich diese zu einer Alternative zu Gas- oder Ölheizungen entwickeln kann.