Okuma und Hundeführer Marc Lauber üben für den Ernstfall. Die Schäferhündin ist nicht auf die Verbrecherjagd oder die Drogensuche spezialisiert: Die beiden suchen mit ihrer Hundestaffel vermisste, alte Menschen. Sie kommen zum Einsatz, wenn demente Bewohnerinnen oder Bewohner ein Heim verlassen und sich verlaufen. Rund 150'000 Menschen in der Schweiz leben mit Demenz, viele davon in Alters- und Pflegeheimen.
Die Rettungshundestaffel aus Oftringen (AG) bietet einen Notfalldienst rund um die Uhr. Die Hunde sind sogenannte «Mantrailer». Sie sind trainiert, den Spuren eines Menschen zu folgen. Sie finden die Spur sogar, wenn die gesuchte Person in ein Auto steigt und davonfährt.
Ein Schrank voller Geruchsproben
Damit die Hunde die Spur aufnehmen können, braucht es den Geruch der vermissten Person. Ein Kleidungsstück allein reicht womöglich nicht. Daran könnten auch Gerüche der Mitbewohner oder der Pflegerinnen sein. Im Pflegeheim Sennhof in Vordemwald (AG) wird deshalb einer neuen Bewohnerin oder einem neuen Bewohner innerhalb von 24 Stunden eine Geruchsprobe abgenommen.
«Gerade wenn die Umgebung neu ist, ist die Gefahr besonders gross, dass sich jemand verirrt», meine Sennhof-Geschäftsführer Urs Schenker. Trotz Sicherheitsvorkehrungen komme es vor, dass man eine Bewohnerin oder einen Bewohner nicht mehr finde. Mit sterilen Tupfern wird deshalb für die Probe an verschiedenen Körperstellen ein Abstrich genommen. So ist das Pflegeheim gerüstet, wenn jemand vermisst wird.
Die Mitglieder der Oftringer Hundestaffel bieten ihren Dienst ehrenamtlich an. Der Lohn sei dabei die Dankbarkeit der Angehörigen, sagt Marc Lauber. Bisher seien die Hunde bei zwei Einsätzen dabei gewesen. Beide habe man erfolgreich abschliessen können.
Die Polizei ist kritisch
Trotz guter Absichten: Dass Private mit Hunden nach Vermissten suchen, sieht die Aargauer Kantonspolizei kritisch. Bei der Suche wisse man selten, was man antreffe, meint Polizeisprecherin Corina Winkler. «Es kann sein, dass jemand aus einer Notlage gerettet werden muss, dass jemand reanimiert werden muss oder schwer verletzt ist. Oder dass jemand bereits tot ist. Keine schönen Bilder.» Bei Suizidabsichten könne auch eine Waffe im Spiel sein.
Im Gegensatz zu Privaten sei die Polizei für solche Situationen ausgebildet. Bei der Suche nach Vermissten müsse zudem immer zuerst die Polizei verständigt werden.
Hundeführer Marc Lauber ist trotzdem überzeugt, dass sein Team auch schwierigen Situationen gewachsen ist. «Wir sind seit 14 Jahren auf diesem Gebiet unterwegs und spezialisiert. Ich durfte in Japan und Spanien die Polizei ausbilden. Wir sind sehr gut vorbereitet auf das Ganze.»