Die Trockenheit fordert den Bäuerinnen und Bauern alles ab. Allen voran Monica Duran, die oberhalb von Leuk VS einen Hof mit 240 Schafen und 20 Kühen betreibt. Fast Tag und Nacht ist sie derzeit auf den Beinen, um ihre Weiden zu bewässern. Und das über 60 Stunden pro Woche.
Denn sie tränkt die Wiesen, indem sie das Wasser aus den Suonen – den historischen Wasserleitungen – von Hand mit einem Wasserblech auf die grünen Matten lenkt.
Wenn ich die Wiesen nicht wässere, sind die Wiesen schnell ausgedörrt. Und dann haben wir kein Futter für die Tiere
Sie ist fast pausenlos im Einsatz: «Ich bin den ganzen Sommer damit beschäftigt. Selbst in der Nacht. Wenn ich die Wiesen nicht wässere, sind die Wiesen schnell ausgedörrt. Und dann haben wir kein Futter für die Tiere», sagt die Walliserin zur SRF-Reporterin.
Um das Wasser lenken zu können, geht sie mit einem sogenannten Wasserblech auf der Wiese umher – und bringt so das kostbare Nass an die richtigen Stellen.
Das Wasser kommt von hoch oben in den Bergen und wird in schier endlosen Leitungen in schroffen Felswänden Richtung Tal transportiert. Doch weil die Gletscher immer stärker zurückgehen, kommt je länger desto weniger Wasser. «Noch eine, zwei Wochen, dann führt der Illbach wahrscheinlich gar kein Wasser mehr», sagt Duran weiter.
Darum muss aus anderen Bächen noch mehr Wasser genommen werden. Die Klimaerwärmung dürfte die Arbeit von Monica Duran künftig noch schwerer machen, als sie ohnehin schon ist.
Im Wallis gibt es viele landwirtschaftliche Wasserleitungen, weil das inneralpine Tal sehr trocken ist und hier die Wiesen entsprechend mehr bewässert werden müssen. Sonst würde kaum etwas wachsen.
Pest führte zu Suonen-Boom
Die Entwicklung der Suonen ist auch mit der Pest verbunden. Weil der «schwarze Tod» im 14. Jahrhundert die Bevölkerung massiv dezimierte, setzten Landwirte und Landwirtinnen auf Viehwirtschaft statt Ackerbau und mussten entsprechend die Wiesen stärker bewässern.
Bei manchen Spritzern wird sogar die Feuerwehr neidisch.
Was ist an den Suonen im Wallis speziell im Vergleich ähnlichen Leitungen in anderen Gebieten? «Es ist schon einzigartig, dass die Suonen an steilen Bergen oder sogar in Felswände gebaut worden sind. Das sind technische Meisterleitungen», so der Historiker Werner Bellwald.
Einst gab es im Wallis über 600 Suonen. Viele sind aber verlottert oder verlandet. 188 der historischen Wasserleitungen nutzt die Landwirtschaft nach wie vor. «Diese haben mehrheitlich einen touristischen Nutzen», sagt Bellwald weiter. Suonen seien etwas sehr Romantisches, müssten aber je länger je mehr modernen Bewässerungssystemen weichen. «Bei manchen Spritzern wird sogar die Feuerwehr neidisch», so der Historiker mit einem Augenzwinkern.
Noch sicher bis Ende August ist Monica Duran auf den Feldern unterhalb Leuk unterwegs. «Manchmal verleidet es einem schon. Aber das gehört halt dazu», so die Bäuerin.