SRF News: Die Stadtpolizei Zürich wird die Herkunft von Tätern künftig nicht mehr nennen. Bei den Medien kommt das nicht gut an. Und bei Ihnen?
Dominic Pugatsch: Wir begrüssen den Entscheid sehr. Gerade in der Alltagsberichterstattung, wo die Emotionen unter Umständen sowieso schon hoch sind, werden bestehende Vorurteile durch die Nennung von Nationalitäten beschleunigt oder gar verstärkt. Der Entscheid der Stadt Zürich wirkt dem entgegen.
Nur so lässt sich im sozialen Umfeld der Täter auch die notwendige Aufbau- und Präventionsarbeit leisten.
Medien kritisieren, Nationalitäten nur noch in bestimmten Fällen zu erwähnen, leiste Vorurteilen zusätzlich Vorschub. Was sagen Sie dazu?
Verschiedene Medien argumentieren so, aber das ist reine Scheintransparenz. Es geht darum, zu verstehen, welche Tätergruppen – und unter Umständen auch welche Einwanderungsländer – zu welchen Delikten mehr neigen und was die Ursachen dafür sind. Das gelingt nur durch eine systematische Auseinandersetzung mit dem Thema. Und das kann man nicht aus der Emotion der laufenden Alltagsberichterstattung heraus tun.
Wie soll man sich systematisch damit auseinandersetzen, wenn die Nationalität systematisch nicht mehr genannt wird?
Der Zürcher Stadtrat hat gestern klar gemacht, dass Angaben zur Nationalität eines Täters auf Anfrage weiterhin möglich sind. Andererseits gibt es auch Kriminalstatistiken, aus denen ersichtlich ist, welche Delikten welche Tätergruppen begangen haben. Anhand dieser Daten kann man versuchen zu verstehen, was die Ursachen dafür sind. Nur so lässt sich im sozialen Umfeld der Täter auch die notwendige Aufbau- und Präventionsarbeit leisten.
Gerade durch dieses Nachhaken wird eine vertiefte Auseinandersetzung stattfinden.
Könnte das Nachhaken in aufsehenerregenden Fällen nicht gerade die Rolle der Herkunft verstärken?
Gerade durch dieses Nachhaken wird eine vertiefte Auseinandersetzung stattfinden. Zudem ist es heute schon so, dass gewisse Medienhäuser freiwillig darauf verzichten, die Nationalität eines Täters zu nennen.
Das Gespräch führte Melanie Pfändler.