Das Wallis soll sich in den nächsten Jahren zur «Batterie der Alpen» entwickeln und so die Stromversorgung im Winter stärken – so die Pläne der Behörden. Dazu sind aber neue oder erweiterte Stauseen nötig.
Entsprechend sind zahlreiche Vorhaben für neue Talsperren in der Pipeline. Darunter ist auch ein Projekt im Goms, das der Öffentlichkeit bislang nicht bekannt war.
Neuer Stausee ob Fiesch geplant
Der Energiekonzern Groupe E will unterhalb des Fieschergletschers eine rund 120 Meter hohe und 300 Meter lange Staumauer bauen. Diese soll die Wassermassen des immer schneller schmelzenden Gletschers sammeln und im Winter zu Strom machen.
«Ein Wasserkraftwerk mit Staumauer ist hier sehr einfach realisierbar. Denn das Wasser fliesst ganz einfach in den Burgsee, ohne dass es Energie für Pumpen braucht», führt Frédéric Boden von der Groupe E gegenüber SRF aus.
Das Unternehmen rechnet mit Baukosten von 500 Mio. Franken. Mit dem Stausee soll man dereinst zusätzlich 160 Gigawattstunden Winterstrom produzieren können. Dies entspricht ungefähr einem Tagesverbrauch der ganzen Schweiz.
Gemeinde unterstützt neue Talsperre
Die Gemeinde Fieschertal unterstützt das Vorhaben. Der Stausee wäre ebenso Hochwasserschutz wie Wasserreservoir, so Gemeindepräsident Peter Bähler. «Jetzt fliesst das Wasser einfach ab, und ist so komplett nutzlos.»
Jetzt fliesst das Wasser einfach ab, und ist so komplett nutzlos.
Das Dossier «Staumauer Fieschergletscher» ist nicht neu, es lag schon auf dem Tisch von Alt-Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Dies als eines von insgesamt 32 Projekten, die Kantone, Energiebranche und Umweltschutzverbände diskutierten.
Im ersten Anlauf aber schaffte es die Staumauer beim Fieschergletscher nicht unter die ersten 15 Vorhaben, welche der Bund prioritär behandelt.
Ein Grund dafür ist der absehbare Widerstand gegen das Vorhaben: Denn Umweltverbände kritisieren die Pläne scharf.
Umweltverbände stellen sich gegen Stausee im Goms
«Eine Staumauer ist ein riesiger Eingriff in die Natur. Dort hat es ein wertvolles Gletschervorfeld, das die Staumauer komplett flutet», sagt Christopher Bonzi, Gewässerexperte beim WWF.
Eine Staumauer ist ein riesiger Eingriff in die Natur.
Die Stiftung für Landschaftsschutz stellt sich ebenfalls gegen das Vorhaben: Wegen der neuen Staumauer könnte das Gebiet Jungfrau-Aletsch seinen Status als Unesco-Welterbe verlieren, so die Stiftung für Landschaftsschutz.
Die Walliser Behörden haben die Staumauer noch nicht abgeschrieben. Das Vorhaben soll in einer zweiten Runde im kantonalen Richtplan verankert werden, schreibt der Kanton auf Anfrage von SRF.
Auch Boden hofft, dass das Projekt nicht in der Schublade verschwindet. «Bis in 20 Jahren sollte dieser Damm hier stehen», meint er. Die Firma Groupe E prüft derzeit, ob eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden soll. Klar ist also: Es ist noch ein langer Weg bis zu einer allfälligen Talsperre ob Fiesch.