Was ist das Problem? Per Montag, 31. Januar, sind rund 250'000 Covid-Zertifikate von Geimpften und Genesenen abgelaufen. Der Bundesrat hat ihre Gültigkeitsdauer rückwirkend verkürzt, von einem Jahr auf neun Monate. Der Schutz vor einer Corona-Infektion nehme mit der Zeit zu sehr ab, so die Begründung. Ausserdem wird damit die Frist an die EU angepasst. Dort gelten Zertifikate für Geimpfte und Genesene nur neun Monate.
Braucht es die Zertifikate noch? Wie Quarantäne und Homeoffice-Pflicht seien sie ein Mittel, um die Ansteckungsdynamik zu verlangsamen, erklärt SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel. Es gehe darum, den Anstieg der Fallzahlen zu bremsen und die Anzahl schwerer Verläufen tief zu halten. «Bei beidem hilft das Zertifikat.» Personen mit einem Zertifikat hätten zwar keinen perfekten Schutz mehr. «Studien zeigen aber, dass die Immunität durch Impfung oder Genesung die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung immerhin senkt. Zudem haben Menschen mit Vorimmunität seltener schwere Verläufe.»
Wenn die Omikron-Variante des Virus weiterhin die epidemiologische Lage im Land bestimme und – so wie es sich derzeit abzeichne – die Krankheitslast weiterhin vergleichsweise gering bleibe, dann gelte, «dass der Nutzen der Zertifikatspflicht gesamthaft nicht mehr gross genug wäre, um sie weiterhin zu rechtfertigen», so Zöfels Einschätzung.
Wie lange hält der Impfschutz? Zwar sind die Zertifikate für Geimpfte und Genesene, die im Umlauf sind, neu nur noch neun statt zwölf Monate lang gültig. Die Auffrischungsimpfung («Booster») wird aber bereits vier Monate nach der zweiten Impfung empfohlen. Dies, weil Virusvarianten wie Omikron den Impfschutz, der ohnehin mit der Zeit abnimmt, weiter geschwächt hätten, erklärt Zöfel. Um diesen Schutz aufzufrischen, sei der sogenannte Booster nach vier Monaten sinnvoll: «Er erhöht vor allem den Schutz vor schweren Verläufen wieder für eine Weile.»
Wie sieht es bei Genesenen aus? In der Schweiz gilt das Covid-Zertifikat für sie auch nur noch neun Monate statt wie bisher zwölf. Deutschland hat die Gültigkeit der Zertifikate für Genesene sogar bereits auf drei Monate verkürzt. «Diese Regelung wird dort tatsächlich stark diskutiert.» Der kurze Zeitraum sei unter Expertinnen und Experten umstritten.
Mehrfach zu impfen, und mit einem gewissen Zeitabstand die Impfung auch dann für den Erhalt eines gültigen Zertifikates vorzusehen, wenn eine Infektion stattgefunden habe, sei sinnvoll, so die Wissenschaftsredaktorin weiter. Denn es habe sich gezeigt, dass es mehrere Immunisierungen brauche, um den Immunschutz gegen das Coronavirus stabil werden zu lassen. «Wer einmal genesen ist, hat diesen stabilen Schutz noch nicht, zumindest nicht für sehr lange.» Es brauche, anders als bei anderen Viren, weitere «Immunschübe» durch Infektion oder Impfung, damit der Schutz auch gegen andere Varianten schützt.