- Die grosse Hitze kann Bahnschienen verbiegen. Ob das mit dem Anstrich weisser Farbe verhindert werden kann, hat die SBB getestet.
Auf einem Abstellgleis bei Solothurn wurden die Auswirkungen
von weissen Schienen auf die Schienentemperatur analysiert.
- Erste Messungen zeigen, dass je nach Anstrich die Temperatur um rund sieben Grad reduziert wird.
Bei dem Versuch wurden die Schienen seitlich mit weisser Farbe bemalt: ein Abschnitt mit konventionellem Anstrich, ein anderer mit einer neuartigen Beschichtung mit isolierender Wirkung. Der konventionelle Anstrich senkte die Schienentemperatur um etwa drei Grad, der isolierende Anstrich um rund sieben Grad.
Resultate würden zeigen, dass nach 2 bis 3 Monaten in Betrieb der Effekt der weissen Farbe um 50 Prozent zurückgeht, so Norbert Krebs, Leiter Technik Fahrbahn, gegenüber SRF. «Mit dem isolierenden Anstrich hoffen wir, dass die Verschmutzung ein bisschen weniger zum Tragen kommt.»
Effekt geht rasch zurück
Die Herausforderung mit der Methode werde dann sein, im Frühjahr die potentiellen Schwachstellen ausfindig zu machen, die sich im Sommer ergeben könnten, um sie frühzeitig zu bemalen. «Im Frühjahr, weil einerseits durch den Winter das Gleis mit Gefrieren und Auftauen wieder Änderungen unterlegen ist, aber auch, weil wir aus anderen Berichten wissen, dass durch die Veschmutzung des Anstrichs der Effekt relativ rasch wieder stark zurück geht.»
Wenn eine wesentliche Wirksamkeit der Massnahme nachgewiesen werden könne, werde geprüft, unter welchen Kriterien auf den insgesamt rund 7000 Gleiskilometer weisse Schienen Sinn ergeben, heisst es in einer Medienmitteilung der SBB. Zu einem allfälligen Einsatz der kühlenden weissen Farbe kommt es aber erst nächstes Jahr.
Neben der Farbe testet die SBB auch andere Massnahmen, zum Beispiel den Schotter mit Kleber zu fixieren oder die Schienen vor dem Verschweissen stärker zu erhitzen. Bis definitive Ergebnisse vorliegen, werden die Gleise weiter mit Wasser gekühlt.
Häufung in den letzten Hitzewellen
Gemäss den Bundesbahnen werden im gesamten SBB-Netz pro Jahr 5 bis 15 Verwerfungen registriert und behoben. In der Hitzewelle Ende Juni sei ein Anstieg von Verwerfungen festgestellt worden, heisst es weiter.
Bei grosser Hitze werden die Schienen bis 70 Grad heiss. Dabei dehnt sich das lückenlos verschweisste Gleis aus. In den Kurven entstehen dabei Querkräfte, die zu einer Verformung der Gleise führen. Diese bezeichnet man als Gleisverwerfung.
Gemeldet wurden Störungen zwischen Genf und La Plaine (GE), im Kanton Luzern bei Willisau sowie auf dem verkehrsreichen Streckenabschnitt zwischen Bern und Bern Wankdorf. Auch an diesem Mittwoch kam es im Zürcher Oberland, im Kanton Aargau bei Brugg und im Raum Genf zu Gleisschäden.