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Testen für die Ferien So viel bezahlt man für Coronatests in Europa

Zum Reisen und zur Eindämmung der Pandemie sind PCR-Tests ein wichtiges Instrument. Die Kosten für einen einzigen solchen Test können sich auf über hundert Franken belaufen.

Harmonisiert sind die Preise in Europa aber bei weitem nicht. Je nach Land schwanken die Kosten für die zu testenden Personen stark und in welchen Fällen der Staat für die Kosten aufkommt, ist ebenfalls länderspezifisch geregelt. Wie es um diese Test-Regelungen in unseren Nachbarstaaten und beliebten europäischen Feriendestinationen steht, berichten die SRF-Korrespondenten:

Frankreich: «Niemand ist perfekt», grinst die Laborantin, und ist schon fertig mit dem Nasenabstrich, bevor ich mich als Schweizerin ohne Sozialversicherungsnummer zu erkennen geben kann. Über eine solche verfüge ich als «Expat» nicht. Medizinische Kosten muss ich damit selbst berappen.

Doch beim PCR-Test spielt das keine Rolle. Frankreich macht keinen Unterschied zwischen Einheimischen und Ausländern, der Test ist jederzeit und für alle gratis. Egal, ob man Corona-Anzeichen an sich zu erkennen glaubt, oder in die Ferien fahren will. Selbst für ausländische Touristen gibt’s den PCR-Test zum Nulltarif. Dafür muss der französische Staat tief in die Tasche greifen. Ein einziger PCR-Test kommt auf 43.20 Euro zu stehen. 5 Millionen Touristen würden Frankreich 216 Millionen Euro kosten. (Alexandra Gubser, Frankreich-Korrespondentin SRF)

Eiffelturm bei Sonnenuntergang
Legende: Paris Keystone

Deutschland: Ein PCR-Standardtest kostet in Deutschland zwischen 50 und 100 Euro. Die Tests sind nur in Bayern für Personen mit Wohnsitz im Freistaat kostenlos. Touristen werden wie einheimische Reiserückkehrer behandelt. Die Schweiz gilt als Risikogebiet. Das heisst, neben einer digitalen Einreiseanmeldung muss ein negativer Antigentest (nicht älter als 48 Stunden) oder ein PCR-Test (nicht älter als 72 Stunden) vorgelegt werden. Dies kann bei der Einreise nach den Vorschriften des «Herkunftslandes» geschehen oder nach der Einreise nach deutschen Vorschriften. In Deutschland müssen die Kosten selbst bezahlt werden. (Peter Voegeli, Deutschland-Korrespondent SRF)

Pferdestatue vor einem Hotel
Legende: Berlin Keystone

Italien: In Italien ist die Gesundheitsversorgung öffentlich, d.h. für notwendige medizinische Leistungen müssen Bürgerinnen und Bürger, aber auch Gäste aus dem Ausland nichts zahlen. Dazu gehören PCR-Tests im Rahmen des Contact-Tracing. Werden sie vom Gesundheitsamt angeordnet, sind sie gratis. Molekulartests für private Zwecke, wie Auslandsreisen, kosten je nach Region 50 bis 150 Euro.

Einen Fixpreis hat nur die Region Latium: 60 Euro. Alle anderen Regionen legen Richtpreise fest, an die sich private Labors halten sollen. In Sachen Covid herrscht auch in Italien Kantönligeist. (Philipp Zahn, Italien-Korrespondent SRF)

Österreich: Ein PCR-Test ist für in Österreich angemeldete und dauerhaft wohnhafte Personen gratis. Bedingung ist, dass man eine sogenannte e-card hat, d.h. in Österreich krankenversichert ist. Für Ausländer kostete der Test im Frühling 2020 noch 150 Euro, im Sommer 2020 waren es 120 Euro und jetzt sind es typischerweise zwischen 80 und 90 Euro – je nach Anbieter.» (Peter Balzli, Österreich-Korrespondent SRF)

Stadthaus von Wien
Legende: Wien Reuters

Spanien: In Spanien und auf den Kanarischen Inseln kosten PCR-Tests zwischen 60 und 120 Euro, je nachdem, ob der Test in einem privaten Labor erfolgt und auf eigenen Wunsch – etwa weil man reisen will. Ist der Test ärztlich verschrieben aufgrund von Symptomen, ist er gratis. Die Regeln gelten gleichermassen für Einheimische wie für Touristen. Wer aus einem Hochrisikogebiet nach Spanien einreist, muss einen höchstens 72 Stunden alten negativen PCR-Test vorweisen. Davon ausgenommen sind Grenzgängerinnen und Grenzgänger und Personen, die an der Grenze wohnen. (Karina Rierola, Iberien-Spezialistin, Auslandsredaktion SRF)

Polizisten gehen über einen Platz in Madrid.
Legende: Madrid Keystone

Schweden: Das grösste nordische Land wählte von Beginn weg einen Sonderweg durch die Pandemie. Es dauerte viele Monate, bis die zuständigen schwedischen Gesundheitsbehörden klare Spielregeln für ein Testregime aufstellten. In den für das Gesundheitswesen zuständigen 21 Regionen des Landes entfachte dies ein grosses Durcheinander, das private Akteure lange nutzen konnten, um vor allem bei dem, trotz Corona, immer noch reisefreudigem Volk kräftig abzusahnen.

Mit PCR-Test-Angeboten zum Stückpreis von 200 bis 300 Franken gehörte Schweden lange zu den teuersten Covid-Testländern in Europa. Seit aber die Behörden im Herbst auf eine pro-aktive Teststrategie umgestellt haben, können sich Schwedinnen und Schweden ohne Reiseabsichten kostenlos in den öffentlichen Gesundheitseinrichtungen testen. Wer aber über keine schwedische ID-Nummer verfügt, oder ins Ausland will, zahlt auch heute noch zwischen 100 und 200 Franken pro Test – und ist dabei auf private Anbieter angewiesen.(Bruno Kaufmann, Skandinavien-Mitarbeiter SRF)

Versuch der Preis-Harmonisierung in der EU

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Das Europäische Parlament hat am 29. April seine Position zum Covid-19-Zertifikat festgelegt.

Unter anderem fordert da das Parlament, dass die Covid-19-Tests gratis sein sollen. Es soll keine Diskriminierung zwischen geimpften Personen geben und jenen, die einen negativen Tests vorweisen müssen. Der zuständige Justizkommissar Didier Reynders hat bereits klargemacht, dass die EU-Kommission dies den Mitgliedsstaaten nicht vorschreiben kann, da die Frage der Kosten solcher Tests in der Kompetenz der Mitgliedsstaaten liegt.

Aber: Wegen des Covid-19-Zertifikats gibt es einen Trilog zwischen Parlament, Kommission und Rat. Es ist gut möglich, dass man sich auf eine Textstelle einigen wird, wo es heisst, dass die Kosten für die Tests möglich harmonisiert sein sollen innerhalb von Europa. Das wird dann aber nur eine Empfehlung sein.

Wie die Situation bezüglich Testkosten und wer diese übernimmt in der Schweiz aussieht, lesen Sie hier:

Schweiz aktuell, 17.05.2021, 19:00 Uhr ; 

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