Oft sind es negative Meldungen, mit denen der Schweizer Tierschutz (STS) an die Öffentlichkeit gelangt: zu kleine Käfige, keine Artgenossen, keine Beschäftigungsmöglichkeiten. Nun lobt der Tierschutz für einmal – ausgerechnet eine Tierhandlung. Der STS zeichnet den Laden «Zoo Widmer» im aargauischen Kirchdorf als besonders tierfreundlich aus.
Diese Tierhandlung sei bei Kontrollen in den letzten Jahren immer wieder positiv aufgefallen, so die Begründung. Es ist die erste solche Auszeichnung durch den Tierschutz.
Nicht nur das gesetzliche Minimum
Ein Blick in die Tierhandlung zeigt: Hier haben die Tiere viel Platz. Zum Beispiel die Schlangen: «Wir haben zwei ganz grosse Show-Terrarien. Das eine misst 7,5 auf 2,5 Meter. Wir wollen der Kundschaft zu zeigen, wie viel Platz ein Reptil eigentlich braucht», erklärt Geschäftsleiter Marco Blättler. Auch andere Tiere hätten bei ihm mehr Platz, als es die gesetzlichen Vorschriften verlangen.
Mehr Platz für die einzelnen Tiere bedeutet für die Zoohandlung aber, dass die Haltung mehr kostet. Das drückt auf den Gewinn. Geschäftsführer Blättler: «Umsatz und Gewinn sind schön, dürfen im Tierverkauf aber nicht das Wichtigste sein.» Seine Aufgabe sei es, für die Tiere ein gutes neues Zuhause zu finden.
«Wir können nur den Kopf schütteln»
Jährlich kontrolliert der Schweizer Tierschutz 20 bis 40 Zoohandlungen. Dabei treffe sie immer wieder schlechte Beispiele an, erzählt Sandra Schaefler vom STS: Tiere, die alleine gehalten werden, obwohl sie Gesellschaft brauchen, Mäuse, die nicht graben können oder Reptilien ohne lebenswichtige UVB-Lampe im Gehege.
«Wir sehen Dinge, bei denen wir nur den Kopf schütteln können», so Schaefler. Der Tierschutz wolle mit der Preisverleihung deshalb Tierhandlungen unterstützen, die es besser machen – wie zum Beispiel jene in Kirchdorf.
Tiere und Käfige aus dem Internet
Der Zoofachhandel spiele eine Schlüsselrolle. Tierhandlungen sollten gute Vorbilder für Heimtierhalter sein, so Schaefler. «Es ist nun mal ein Fakt, das Menschen Haustiere halten wollen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass es den Tieren auch gut geht.» Schliesslich verbringen die Tiere ihr ganzes Leben im Käfig.
Vermehrt kauften Halter Tiere und Käfige auch im Internet, ohne sich vorher ausreichend zu informieren. «Viele Anbieter verkaufen winzige Käfige. Die haben keine Ahnung von Tieren», sagt die Tierschützerin.
Wenn man schon ein Tier kaufen will, dann sollte man dies in einem Fachgeschäft tun, so die Tierschützerin. Aus diesem Grund zeichnet der Tierschutz das Aargauer Geschäft nun aus. Man wolle nicht immer nur mit dem Finger auf fehlbare Betriebe zeigen, sondern auch jene loben, die es richtig machen. Als Vorbild für andere eben.