Es ist der grösste Straffall, der im Kanton Thurgau je behandelt wurde: 500 Ordner mit Untersuchungsakten, ursprünglich 14 Angeklagte sowie Strafverteidiger, 30 verschiedene Anklagepunkte und ein erstes Urteil über 1200 Seiten. In erster Instanz wurden 2018 zwölf Personen verurteilt. Am Mittwoch startete nun das Berufungsverfahren.
Leichenfund löste Ermittlungen aus
Ende November 2010 wurde in einem Wohnhaus im thurgauischen Kümmertshausen ein 53-jähriger Mann tot aufgefunden. Im Lauf der nachfolgenden Ermittlungen zog der Fall immer grössere Kreise. Mehrere Personen wurden beschuldigt, am Tod des 53-Jährigen beteiligt gewesen zu sein. Zudem wurden den Angeklagten weitere Delikte vorgeworfen, darunter Drogenhandel, Erpressung und Menschenschmuggel. Sämtliche Straftaten wurden in einem einzigen Verfahren zusammengefasst: Der Fall Kümmertshausen.
Ab 2017 befasste sich das Bezirksgericht Kreuzlingen mit dem Fall. Nach über 40 Verhandlungstagen wurden zwölf der 14 Angeklagten in verschiedenen Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu Freiheitsstrafen verurteilt. Zwei Beschuldigte wurden von allen Vorwürfen freigesprochen.
Prozessauftakt im Casino Frauenfeld
Acht Angeklagte akzeptierten das erstinstanzliche Urteil nicht und verlangen nun mildere Strafen sowie teilweise auch Freisprüche. Die Staatsanwaltschaft hingegen fordert in sieben von acht Fällen härtere Strafen. Dies wird nun seit Mittwoch vor dem Obergericht verhandelt.
Die Verhandlungen werden in mehreren Blöcken durchgeführt. Da zum Auftakt sämtliche Parteien anwesend sind, findet der erste Verhandlungsblock aus Platzgründen im Casino Frauenfeld statt. Am ersten Tag wurden nun Vorfragen geklärt. Dabei ging es seitens der Verteidigung darum, Beweise aus dem Prozess zu werfen.
Das Verfahren dauert voraussichtlich bis im Mai 2022. Das Obergericht veröffentlicht bis dahin laufend Daten zum Prozess.