Strommasten sind Todesfallen für grosse Vogelarten. Mit ihren grossen Flügeln können sie Kurzschlüsse auslösen. Bei Störchen und Uhus zählt der Stromtod am Leitungsmasten zu den häufigsten Todesursachen. Nun wollten die Behörden die Stromfirmen verpflichten, alle Masten zu sichern. Doch die Strombranche hat sich erfolgreich gewehrt.
Wir hatten mit dem Bundesamt erhebliche Differenzen.
Beispielsweise Uhus und Störche sind geschützte Tierarten. Uhus stehen sogar auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Die Todesfalle Strommast also ist ein Problem. Vor drei Jahren bereits wollte das Umweltdepartement deshalb die Stromfirmen in die Pflicht nehmen. Bis Ende 2030 sollten sie schweizweit alle Masten an den gefährlichen Stellen nachisolieren oder abdecken, doch nichts geschah.
Doch danach tat sich nichts
Jetzt ist auch der Grund klar. Die Strombranche hat sich massiv gewehrt und das mit Erfolg. Robin Poël vom Bundesamt für Umwelt bestätigt gegenüber Radio SRF: «Das Umweltdepartement hat letztes Jahr entschieden, die Revision zurückzustellen. Grund war vor allem die angespannte Situation auf dem Strommarkt.»
Die Sanierungspflicht ist vorerst vom Tisch. Dem Entscheid sind Verhandlungen zwischen den Behörden und der Strombranche vorausgegangen – genauer dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE. Doch man fand keinen Kompromiss. Die Stromwirtschaft warnte vor hohen Kosten. 600 Millionen Franken schätzte er. Das seien achtmal mehr als der Bund berechnet hatte.
Letztlich wäre das zulasten der Stromkundinnen und -kundinnen gegangen. Überdies seien Schutzmassnahmen nicht in allen Fällen technisch möglich. Der Übungsabbruch zum jetzigen Zeitpunkt sei richtig, freut sich VSE-Direktor Michael Frank: «Wir hatten doch mit dem Bundesamt erhebliche Differenzen, sehr weit auseinanderliegende Kosteneinschätzungen.»
Vogelschutz ist frustriert
Vor diesem Hintergrund finde er es eine positive Nachricht, so der VSE-Direktor weiter. Auf der anderen Seite stehen Naturschützerinnen und Naturschützer. Raffael Ayé ist Geschäftsführer des Vogelschutzverbands Birdlife Schweiz und sagt, er sei frustriert über den Entscheid der Strombranche.
Das gibt ein Gefühl der Machtlosigkeit.
Ayé betont: «Das gibt ein Gefühl der Machtlosigkeit. Es zeigt, wie stark Lobbyinteressen gewichtet werden. Man hat noch nicht begriffen, dass wir eine akute Biodiversitätskrise haben – global und noch verstärkt in der Schweiz.»
Die Strombranche widerspricht dem, denn die Branche würde neue und umgebaute Strommasten immer vogelsicher machen und auch würden nach Vorfällen mit getöteten Vögeln gezielt Masten aufgerüstet. Eine Sanierungspflicht für das ganze Land aber gibt es nicht.
Die Stromwirtschaft setzt sich durch und Vogelschützerinnen und -schützer fühlen sich im Stich gelassen.