Früher wurde er von den Bauern und Alphirten oft und gerne eingesetzt, um Kühe oder Schafe einzuzäunen. Heute ist er vor allem für Umwelt- und Tierschützerinnen ein Ärgernis, aber auch für Jäger, Bikerinnen oder Wanderer: Der Stacheldraht.
Zwar arbeiten die Bauern mittlerweile praktisch ausschliesslich mit Elektrozäunen. Doch die alten, teils hundert Jahre alten Stacheldraht-Zäune wurden nicht überall abgebaut oder ganz entfernt. Wer sich etwas abseits der Wege im Gelände bewege, der treffe dort oft auf Stacheldraht, zum Teil eingewachsen im Boden oder in Bäumen, sagt Alfons Sutter, pensionierter Arzt aus Wildhaus im St. Gallischen Toggenburg.
Über einen Kilometer Stacheldraht
Seit einer Woche durchkämmt er mit 20 freiwilligen Helferinnen und Helfern das Gelände oberhalb von Wildhaus, um alte Stacheldrähte abzubauen. Über einen Kilometer Draht hat die Gruppe bereits entfernt und eingesammelt. «Oft stehen die alten Zäune noch oder sie hängen durch und gefährden so die Wildtiere», sagt Sutter.
Es ist Knochenarbeit, ein bisschen wie Krafttraining
Seit Anfang Oktober dürfen auf den St. Galler Alpen keine Stacheldrähte mehr aufgestellt werden – mit einer Ausnahme: Auf Kuhweiden in Sömmerungsgebieten dürfen die Alphirten weiterhin Stacheldraht benutzen. Sobald dort aber keine Tiere mehr weiden, müssen sie den Draht abmontieren und auf den Boden legen.
Das Problem sind die Altlasten
Damit hat das Kantonsparlament im April einen Gegenvorschlag zur «Tierleid-Initiative» gutgeheissen, die ein flächendeckendes Stacheldrahtverbot forderte und von Jägern und Umweltschützerinnen gestartet worden ist. Die Initianten haben ihre Initiative in der Folge zurückgezogen.
Ein Problem löst aber auch das neue Gesetz nicht: Jenes der Altlasten. Eine Pflicht zum Abbau alter Stacheldraht-Zäune besteht nicht, politische Ideen dazu sind bis jetzt immer versandet. So kümmern sich Freiwillige wie Alfons Sutter um die Drähte – ausgerüstet mit guten Handschuhen und Zangen. Er rechnet mit dreissig weiteren Einsätzen, die nötig seien, um die Alpen des Obertoggenburg von Stacheldraht zu befreien. «Es ist eine Knochenarbeit, ein bisschen wie Krafttraining. Diejenigen, die geholfen haben, waren auf jeden Fall immer schön müde am Abend.»