Das Wichtigste in Kürze
- Der Tourismuskanton Graubünden leidet seit der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008.
- Zu spüren bekommen dies vor allem kleinere Betriebe. Sie müssen oft Grossprojekten Platz machen.
- Dass sogar ganze Skigebiete schliessen müssen, kann oft nur durch Finanzspritzen der Gemeinden verhindert werden.
Das letzte Hoch erlebte die Bündner Tourismusbranche vor bald zehn Jahren. Damals zählte die Branche über sechs Millionen Logiernächte. Dann kam die Finanz- und Wirtschaftskrise und der Euro schwächelte massiv. Ferien in der Schweiz wurden zum Luxusprodukt. Die Folge: Graubünden zählte über eineinhalb Millionen Logiernächte weniger.
Das klingt dramatisch. Trotzdem rechnet Peder Plaz, Geschäftsführer des Bündner Thinktanks Wirtschaftsforums nicht mit einem Knall: «Die Tourismuswirtschaft Graubünden ist vielmehr wie ein aufgeblasener Ballon, der ständig Luft verliert, bis keine Luft mehr drin ist. Weil all jene, die nicht mehr vom Tourismus leben können, schliessen ihren Betrieb und wandern ab ins Unterland, um dort arbeiten zu können.»
Kleine Betriebe machen grossen Platz
Der Strukturwandel im Bündner Tourismus sei ein schleichender Prozess, das bestätigt auch Andreas Deuber, Leiter des Instituts für Tourismus und Freizeit an der Fachhochschule Chur. Weil die Einnahmen fehlten, könnten manche Hotels nicht mehr investieren, würden veralten und schliessen. Diese Entwicklung lasse sich bereits jetzt beobachten. «Das bedeutet, dass die kleineren Betriebe zu Gunsten der grossen Betriebe verschwinden. Diese Entwicklung ist nicht grundsätzlich schlecht, im Einzelfall aber schmerzhaft.»
Bergbahnen als Wirtschaftsmotor
Die Branche müsse nun ihre Hausaufgaben machen und Nischen finden. Bis in Graubünden jedoch Skigebiete schliessen, dürfte es noch dauern. Für viele Gemeinden seien die Bergbahnen der Wirtschaftsmotor, sagt Peder Plaz. Wenn eine Gemeinde Millionen von Franken für eine neue Bergbahn oder die Beschneiung spreche, kaufe sie sich quasi wieder 25 Jahre Zeit, weil eine Bergbahn dann wieder so lange in Betrieb sei.
Der Ballon verliert also dank der öffentlichen Hand etwas weniger schnell Luft.