«Sun Village» heisst das neueste Tourismusprojekt. Es beinhaltet neben einer Hotelanlage mit Wellness auch Restaurants, Läden, ein Schwimmbad und Wohnungen. Ein eigentliches Dorf im Dorf soll entstehen, verspricht der Hochglanzprospekt.
Seit bald 50 Jahren gibt es immer wieder Projekte, welche Acquarossa den einstigen Glanz des Thermalbadeorts zurückbringen wollten. Bisher scheiterten alle Pläne, meist am Geld. Michela Gardenghi, Gemeindepräsidentin von Acquarossa, ist überzeugt, dieses Mal wird es klappen. «Hinter dem Projekt stehen Unternehmer aus der Region, das sind Leute von hier.»
Und man plane Schritt für Schritt. Läuft alles nach Plan, dann könne die Hotelanlage bereits 2028 eröffnet werden, ist Gardenghi überzeugt.
Sun Village Wellnessprojekt
Acquarossa war einst Vorreiter bei Thermalkuren
Das Dorf Acquarossa hat als Touristenort eine lange Tradition. Der Grund ist in dem roten Wasser zu finden, also dem «acqua rossa», welcher dem Ort auch den Namen gab.
Bereits im 18. Jahrhundert gehörte Acquarossa zu den ersten Thermalkurorten der Schweiz. 1883 hat dann ein gewisser Domenico Andreazzi aus der Region das Grundstück mit der Quelle darauf gekauft und das Kurhotel Terme di Acquarossa gegründet.
In den 1930er-Jahren wurde der Betrieb samt Quelle von der Familie Greter gekauft, welche das Hotel bis 1971 betrieb. Renovierungsarbeiten wären nötig gewesen. Doch da das Kurhotel nur im Sommer offen war, rentierte es sich gemäss Besitzerfamilie nicht mehr. Die Anlage wurde geschlossen. Seither liegt das Hotel im Dornröschenschlaf.
Das einstige Kurhotel ist nun schon seit 50 Jahren geschlossen
Schade, findet Ivo Gianora. Er ist im Bleniotal – genauer in Leontica – unweit der roten Quelle aufgewachsen und war während Jahren Gemeindepräsident. Zuerst von Leontica und nach einer Fusion von der Einheitsgemeinde Acquarossa. Gianora findet es schade, dass das Juwel der Gemeinde, die bald 140-jährige Hotelanlage, seit über 50 Jahren vor sich hin darbt.
Die Besitzinnen hätten bislang anscheinend kein Interesse gehabt, das Hotel wieder zu betreiben. Und eine Neunutzung im grossen Stil sei aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse am Fusse des Berges Cima del Simano nicht möglich. Dies ist auch der Grund, weshalb das neue «Sun Village» auf der gegenüberliegenden Seite des Dorfes, auf der grünen Wiese, entsteht.
Wir sind offen und gesprächsbereit, sollten die Besitzerinnen an eine Wiedereröffnung des Thermalkurhotels denken.
Im neuen Projekt wird denn auch die Quelle mit dem roten Wasser nicht miteinbezogen. Das bedauert auch Gardenghi: «Wir sind offen und stets gesprächsbereit, sollten die Besitzerinnen an eine Wiederbelebung des Thermalkurhotels denken.»
Auf Anfrage von Radio SRF über die Gemeinde reagierten die Besitzerinnen aber nicht. Mittlerweile gehört das historische Thermenhotel sowie auch die Quelle den Töchtern des vor wenigen Jahren verstorbenen Hotelpatrons Rinaldo Greter.
Immerhin: Die Gemeinde Acquarossa hat sich das Nutzungsrecht für die Quelle gesichert. Sollte sie später das Quellwasser doch noch für ein anderes Projekt nutzen wollen, steht ihr das zu. Die Gemeinde muss dann einfach Nutzungsrechte an die Greter-Erbinnen bezahlen. Und so plätschert das heilsame rote Wasser von Acquarossa vor sich hin, bis es vielleicht irgendeines Tages von einem findigen Touristiker neu entdeckt wird.