Aktueller Zustand: Von der Trockenheit sind derzeit vor allem die Region Ostschweiz, aber auch die Kantone Zürich, Zug und Aargau betroffen. Auch das Wallis und das Engadin ächzen unter der Hitze.
Die Probleme: Mangelnder Niederschlag und die schnelle Verdunstung führen zu trockenen Böden – bis zu einem Meter tief.
Die Trockenheit hat laut Sonia Seneviratne, Umweltwissenschaftlerin an der ETH Zürich, auch auf Fliessgewässer und Seen einen Einfluss. Für Fische kann ein tiefer Wasserstand gefährlich werden: Nicht nur der Lebensraum kann sich massiv verkleinern, auch die Wassertemperatur kann dadurch ansteigen. Erreicht die Wassertemperatur mehr als 18 Grad, überleben die Tiere nicht. Zudem kann ein tiefer Wasserpegel im Extremfall die Schifffahrt einschränken.
Die Hitze kann auch die Trinkwasser-Reserven gefährden. Laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) sind die Grundwasserstände und Quellen in den letzten drei Monaten stetig zurückgegangen, da es deutlich zu wenig geregnet hat. Aktuell sind die Pegel normal bis tief. Und auch lokale Gewitter können die Lage kaum entspannen. Das Trink- und Brauchwasser sind aktuell aber nicht gefährdet.
Mit der Trockenheit steigt auch das Risiko von Waldbränden. In vielen Gebieten des Kantons Graubündens gilt zurzeit ein absolutes Feuerverbot in Wald und Waldesnähe. Eine Entspannung der Lage ist zurzeit nicht in Sicht, da es seit mehreren Wochen nicht mehr intensiv geregnet hat.
Die Karte zur Waldbrandgefahr muss nicht unbedingt mit jener der Trockenheit übereinstimmen. Während die generelle Trockenheit auch Faktoren wie Pegelstände und Wasserablüsse berücksichtigt, fokussiert sich die Brandgefahr ausschliesslich auf Wälder.
Die Massnahmen: Aufgrund der aktuellen Trockenperiode sanken etwa im oberen Abschnitt der Thur die Pegelstände so stark, dass die Fische umgesiedelt werden mussten – in den unteren Teil des Flusses. Laut Dominik Bonderer, Mediensprecher der Baudirektion Kanton Zürich, sei dies in den letzten Jahren immer wieder nötig gewesen. Dies habe auch mit der Bodenbeschaffenheit der Thur zu tun. Im betroffenen Bereich sickere das Wasser rascher ab.
Gemeinden wie etwa Hittnau (ZH) haben zum Wassersparen aufgerufen. Weil die örtlichen Quellen massiv zurückgegangen sind und auch die Grundwasserspiegel auf sehr tiefem Stand sind, haben die Behörden davon abgeraten, Quellwasser zum Autowaschen zu benutzen oder den Rasen damit zu sprengen. Die Dorfbrunnen hat Hittnau bereits abgestellt.
Ein Wasserentnahmeverbot hat etwa der Kanton Thurgau ausgesprochen. Wegen der Hitze führen die Bäche und Flüsse zu wenig Wasser. Daher ist es bis auf weiteres verboten, ihnen Wasser zu entnehmen. Ausgenommen sind der Bodensee, der Rhein sowie das Grund- und Quellwasser. Das Verbot betrifft besonders Landwirte, da sie für die Bewässerung ihrer Felder auch Wasser aus Bächen abpumpen.
Die Prognosen: Nach aktuellen Vorhersagen ist keine Entspannung der Lage in Sicht. Am Samstag ist laut Meteorologe Felix Blumer zwar verbreitet mit Regen zu rechnen, allerdings reichen geringe Niederschlagsmengen nicht aus, um in den Boden zu sickern.
So geht es weiter: Aufgrund des Klimawandels ist im Süden Europas, auch im Tessin, öfter mit Trockenheit zu rechnen. Laut Sonia Seneviratne, Umweltwissenschaftlerin an der ETH Zürich, zeigten auch bereits Messungen des Niederschlags diese Tendenz. Im Norden Europas ist hingegen laut Prognosen vermehrt mit Starkniederschlägen zu rechnen. Da das Schweizer Alpengebiet genau dazwischen liegt, ist unklar, wie sich der Klimawandel auf die Voralpen auswirken wird. Manche Studien prognostizieren eine Tendenz zum Austrocknen – andere nicht. Messungen der Regenfälle zeigen bisher noch keine Tendenz.